Seit dem Sommer 2023 informieren verschiedene ihre Kundschaft über gestohlene Daten. Grund dafür sollen erfolgreiche Cyber-Attacken auf Programme eines Dienstleisters sein. Nach und nach gibt es neue Erkenntnisse.
Medienberichte sprechen von Datenlecks bei verschiedenen Anbietern. Genannt werden u.a. AOK, Barmer, Deutsche Bank, Postbank, ING, Comdirect, Provinzial und das Vergleichsportal Verivox. Teilweise liegen uns auch Schreiben der Anbieter an ihre Kundschaft vor, die über ein Datenleck informieren. Die Sicherheitslücke soll bei einem Dienstleister der Unternehmen aufgetreten sein. In einigen Mitteilungen wird konkret die Software MOVEit eines Dienstleisters genannt.
Vorsicht vor überzeugenden Betrugsversuchen
Soweit bekannt, haben die Angreifer:innen verschiedene persönliche Daten (zum Beispiel bei der Provinzial unter anderem Name, Geburtsdatum, Adresse, Steueridentifikationsnummer) erbeutet. Erbeutete Daten (etwa vollständige Namen und IBANs) sollen mittlerweile auch im Darknet zum Verkauf angeboten worden sein.
Fremde können Ihnen oder anderen Personen in Ihrem Namen betrügerische E-Mails (Phishing) oder SMS (Smishing) schicken oder Sie anrufen (Vishing). Diese Kontaktversuche wären wegen der persönlichen Daten, die die Kriminellen erbeuten konnten und für ihre Zwecke nutzen können, vermutlich sehr überzeugend. Seien Sie darum besonders vorsichtig, wenn man Ihnen Nachrichten schreibt oder Sie anruft und darum bittet, verdächtige Links anzuklicken oder sensible Daten wie Passwörter herauszugeben. Die sollten Sie niemandem nennen!
Zur Auszahlung einer Lebensversicherung ist in der Regel die Police an die Versicherung zu schicken. Kontrollieren Sie genau, an welche Anschrift Sie diese Dokumente senden!
Mehr zu Phishing-Maschen finden Sie auf dieser Seite. Mehr zu möglichen Folgen von Identitätsdiebstahl lesen Sie in diesem Artikel.
Missbrauch der Bank- und Kontodaten
Laut Medienberichten hat die Deutsche Bank darüber informiert, dass Vorname, Nachname und IBAN gestohlen wurden. Mit diesen Daten – so ein Sprecher der Deutschen Bank – können Kriminelle nicht auf das Konto der Betroffenen zugreifen.
Wie viele Personen betroffen sind, sei unklar. Der Datenabfluss sei auf Personen beschränkt, die in den Jahren 2016, 2017, 2018 und 2020 den Kontowechselservice von Deutscher Bank oder Postbank genutzt haben. Im September bestätigte die Deutsche Bank, dass sie von ihrem Dienstleister auf einen vergrößerten Umfang des Datenlecks hingewiesen wurde. Er sei aber weiter auf die gesetzliche Kontowechselhilfe beschränkt. Auch Kund:innen der Norisbank, welche ebenfalls zur Deutschen Bank gehört, sollen betroffen sein.
Gleiches gilt für die Direktbank ING, jedoch nicht für deren parallel angebotene freiwillige Kontowechselhilfe. Das Unternehmen sprach im Juli 2023 zunächst von einer niedrigen vierstelligen Zahl von Betroffenen, korrigierte die Zahl aber im September auf eine niedrige fünfstellige Zahl. Die Comdirect, welche zur Commerzbank gehört, spricht laut Medienberichten von wenigen hundert ihrer Kund:innen, welche die gesetzliche Kontowechselhilfe genutzt haben. Und auch die Sparda-Banken sollen ihre Kund:innen mittlerweile über solche Vorfälle informiert haben.
Inwieweit auch bei anderen Anbietern Kontodaten gestohlen wurden, können wir derzeit noch nicht beantworten. Medien berichten aber, dass die angegriffene Software weltweit von zahlreichen Unternehmen – teilweise wird von 260 Unternehmen berichtet – genutzt wird.
Mit gestohlenen Konto- oder Kreditkartendaten aus Datenleaks können Kriminelle versuchen, Geld auszugeben – etwa indem sie die Kreditkartendaten für Online-Bezahlungen nutzen oder mit den erbeuteten Kontodaten per Lastschrift bezahlen. Prüfen Sie darum in nächster Zeit unbedingt aufmerksam Ihre Kontenbewegungen und die Kreditkartenabrechnung! Sollten Sie verdächtige Transaktionen finden, informieren Sie umgehend Ihre Bank. Stellen Sie auch Strafanzeige bei der Polizei – zum Beispiel bei der Internetwache Ihres Bundeslandes. Wenn Sie das rechtzeitig machen, haftet die Bank für mögliche Schäden. Lassen Sie sich dagegen zu viel Zeit, besteht die Gefahr, dass Sie selbst auf den Kosten sitzen bleiben.