Götterspeise Honig – doch nicht alles ist honigsüß

Stand:
Honig ist als natürlicher Süßmacher beliebt, aber nicht für jedes Gericht geeignet. Die Kennzeichnung könnte vor allem hinsichtlich der Herkunft klarer sein.
Ein Topf Honig

Das Wichtigste in Kürze:

  • Honig ist nicht für Babys unter 12 Monaten und Immungeschwächte geeignet.
  • Die Herkunftskennzeichnung bei Honig ist bisher wenig aussagekräftig.
  • Eine EU-Untersuchung bestätigt Lebensmittelbetrug durch gestreckten Honig.
  • Honig ist ein beliebter Süßmacher, jedoch keine gesündere Alternative zum Zucker.
  • Wird Honig zu stark erhitzt, kann sich erbgutverändertes Acrylamid bilden.
  • Leere Honiggläser sollten Sie immer spülen.
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Honig ist hierzulande ein sehr beliebtes Lebensmittel. Mit 1,1 Kilogramm pro Person verzehren die Deutschen weltweit am meisten Honig im Jahr. Beliebt ist er als Süßmacher zum Beispiel von Tee, Salatdressing oder pur als Brotaufstrich.

Etwa 30 Prozent des hier verzehrten Honigs kommt aus dem Inland. Der Großteil wird aus der Ukraine, Argentinien und Mexiko importiert. 

Ist Honig gesünder als Haushaltszucker?

Honig besteht zu 80 Prozent aus den Einfachzuckern Fructose und Glucose und liefert rund 300 Kilokalorien auf 100 Gramm. Außerdem sind Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien in Form von Flavonoiden enthalten. Die Mengen sind allerdings so gering, dass sie kaum einen nennenswerten Beitrag zur Versorgung leisten.

Honig ist wegen seines hohen Gehalts an Ein- und Zweifachzuckern ein sehr kalorienreicher Energielieferant. Regelmäßig hoher Verzehr kann, wie auch bei anderen zuckerhaltigen Lebensmitteln, zu Übergewicht führen und das Risiko für bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 erhöhen.  Daher sollte Honig, wie Haushaltszucker, nur sparsam zum Einsatz kommen.

Wann ist bei Honig Vorsicht geboten?

  1. Honig sollte nicht zu stark erhitzt werden. Bei Temperaturen über 120 Grad Celsius und geringer Feuchtigkeit kann es zur Entstehung von Acrylamid kommen. Dieser Stoff ist erbgutverändernd und erhöht das potenzielle Krebsrisiko. Acrylamid entsteht, wenn Zuckerbausteine und die Aminosäure Asparagin bei geringer Feuchtigkeit über 120 Grad Celsius erhitzt werden.
    Schon bei 40 Grad Celsius, z.B. im heißen Tee, werden die enthaltenen Enzyme zerstört. Mehr dazu lesen Sie hier.
     
  2. Honig ist nicht für Babys unter 12 Monaten geeignet. Honig kann Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthalten. Die Darmflora ist in diesem Alter noch nicht stabil genug, um die Besiedelung der Keime sicher zu verhindern. Sollte sich das Bakterium ansiedeln, kann es ein lebensbedrohliches muskellähmendes Gift bilden. Auch immungeschwächte Personen sollten sicherheitshalber keinen Honig verzehren.

Transparente Kennzeichnung gewünscht

Laut Honig-Verordnung ist es verpflichtend, das Ursprungsland, in dem der Honig erzeugt wurde, anzugeben. Stammt der Honig somit aus einem Land, muss dieses auf dem Etikett zu finden sein.

Liegt die Herkunft des Honigs allerdings in mehreren Ursprungsländern, muss die Kennzeichnung nicht mehr so konkret sein. Es ist ausreichend sie mit dem Hinweis „Mischung von Honig aus EU-Ländern“, „Mischung von Honig aus Nicht-EU-Ländern“ oder „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ zu deklarieren. In diesem Fall ist nicht nachvollziehbar, wo genau der Honig herkommt oder welche Mischverhältnisse vorliegen.

Wenn Sie Honig aus Deutschland bevorzugen, kontrollieren Sie das Etikett! Wird Deutschland als Ursprungsland angegeben, darf der Honig auch nur aus Deutschland kommen.

Die Verbraucherzentralen fordern eine transparentere Deklaration. Verbraucher:innen sollten besser über den Ursprung des Honigs informiert werden. Wünschenswert ist eine genaue Angabe aller Ursprungsländer (Mitgliedstaaten und Drittländer) auf dem Etikett.[Ga1] 

Geplante Änderungen, wie die EU-Kommission gesündere Ernährung erleichtern will, finden Sie bei der Europäischen Kommission.

Bittere Realität: Gestreckter Honig

Laut Honigverordnung dürfen dem Honig keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden. Wer es dennoch tut, macht sich strafbar.

Die Aktion „From the Hives“ der Europäischen Kommission bestätigt allerdings die Annahme, dass ein Teil des importierten Honigs nicht den Gesetzen entspricht.

Im Jahr 2022 wurden etwa 74.658 Tonnen Honig nach Deutschland importiert. Zwischen 2021 und 2022 wurden von der Aktion „From the Hives“ an den EU-Grenzen 320 verdächtige Honigproben entnommen, genau analysiert und rückverfolgt. Die Ergebnisse zeigen, dass 46 Prozent der 320 geprüften Proben nicht der Honig-Richtlinie entsprachen. In absoluten Zahlen kamen aus China die meisten verdächtigen Importe (74 Prozent). Es handelt sich hierbei nicht um eine repräsentative Studie, da nur eine kleine Anzahl der importierten Honige geprüft wurde. Des Weiteren wurden spezifisch die überprüft, die im Vorfeld schon im Verdacht standen, gefälschten Honig zu importieren.

Die Untersuchungen ergaben, dass der Honig häufig mit Zuckersirup verfälscht wurde, um eine Kostensenkung zu erzielen. Auf der Grundlage der vorstehenden Ausführungen besteht der dringende Verdacht, dass ein großer Teil des aus Drittländern eingeführten Honigs, der als verfälscht eingestuft wurde, auf dem EU-Markt vorhanden und unentdeckt bleibt.

Die Aktion „From the Hives“ hilft der Aufdeckung schrittweise näherzukommen. Gegen 44 EU-Betreiber wird bereits ermittelt und sieben sind mit Sanktionen belegt.

Welche Folgen hat gestreckter Honig

Aus gesundheitlicher Sicht hat die Verfälschung des Honigs keinen negativen Einfluss. Jedoch wird das Vertrauen der Verbraucher:innen verletzt. Das Verdünnen des Honigs erhöht den Gewinn der Betrüger:innen.

Im Jahr 2021 lag der EU-Durchschnittspreis für importierten Honig bei 2,17 Euro pro Kilogramm. Der zugemischte Zuckersirup aus zum Beispiel Reis lag nur bei etwa 0,40 – 0,60 Euro.

In Anbetracht derartig billiger Alternativen und eines potenziell unlauteren Wettbewerbs durch die Konkurrenten könnten Berufsimker:innen in der EU davon abgehalten werden, ihre Imkertätigkeit weiterzuführen. Dies kann sich wiederum negativ auf die in der EU erzeugten Honigmengen auswirken.

Wie erkenne ich gestreckten Honig?

Sie können einen gestreckten Honig nicht selbst identifizieren. Der Geschmack und das Aussehen sind dem originalen Honig zum Verwechseln ähnlich.

Die Hauptverantwortung für die Einhaltung der entsprechenden Vorschriften liegt bei den Lebensmittelunternehmen. Die Behörden der Mitgliedstaaten müssen Betrugsfälle aufdecken und verhindern.

Honigarten im Überblick

In Deutschland gibt es die Honig-Verordnung. Jeder Honig, der in Deutschland verkauft wird, egal ob importiert oder aus dem Inland, muss den Qualitätsstandards dieser Verordnung entsprechen. Sie beinhaltet zum Beispiel Anforderungen zur Beschaffenheit, zur Kennzeichnung, zum Anwendungsbereich und über Verkehrsverbote.  Aber was sind die Unterschiede zwischen den Kennzeichnungen „Imkerhonig“, „Bio-Honig“, „Fairtrade-Honig“ und „Deutscher Honig“? Was zeichnet einen Waldhonig aus? Wir klären auf.

Echter Deutscher Honig

Honig, der die Bezeichnung „Echter Deutscher Honig“ trägt, muss neben den Standards der Honigverordnung außerdem den Qualitätsrichtlinien des Deutschen Imkerbundes e. V. unterliegen. So darf er beispielsweise nur in Deutschland produziert werden und höchstens einen Wassergehalt von 18 Prozent und nicht die wie in der Honigverordnung vorgeschriebenen 20 Prozent aufweisen. 

Imkerhonig

Die Bezeichnung kann Ihnen den Eindruck vermitteln, dass dieser Honig von regionalen Imkern abgefüllt wurde. Dabei ist der Begriff „Imkerhonig“ nicht geschützt. Jeder Honiganbieter darf sein Produkt mit „Imkerhonig“ kennzeichnen, egal, ob es sich um ein regionales Erzeugnis handelt oder ein importierter Mischhonig ist. Erst der Blick auf die Herkunfts-Kennzeichnung klärt Sie auf, wo der Honig herkommt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Bio-Honig

Bio-Honig unterliegt in der Bienenhaltung strengeren Vorgaben als konventionelle Alternativen. Dazu gehören ein ökologischer Anbau oder die überwiegende Bepflanzung mit Wildblumen.

Wichtig: Ein Umkreis von 3 Kilometern um die Bienenstöcke herum muss dabei berücksichtigt werden. Des Weiteren müssen die Bienenkästen aus natürlichen Materialien bestehen. Zur Krankheitsbekämpfung und Schädlingsabwehr dürfen nur bestimmte Mittel und Methoden eingesetzt werden. Außerdem dürfen beispielsweise Waben, die Brut enthalten, nicht zur Honiggewinnung genutzt werden. Insgesamt legt die ökologische Bienen-Haltung besonderen Wert auf naturnahe Haltungsbedingungen.

Fairtrade-Honig

Ein Teil des importierten Honigs stammt aus dem globalen Süden wie zum Beispiel Argentinien und Mexiko. Lebensmittel, die ein „Fairtrade“-Siegel haben, unterliegen speziellen Grundsätzen, um die Arbeitsbedingungen in den entsprechenden Ländern möglichst fair zu halten. Sie unterstützen vor allem kleinbäuerliche Betriebe, denen durch langfristige Verträge ein dauerhaftes Einkommen gesichert wird. Außerdem erhalten die Erzeuger:innen unter anderem garantierte Mindestpreise. Mehr dazu lesen Sie hier.

Blütenhonig und Waldhonig

Anders als Blütenhonig entsteht Waldhonig (auch Tannen- oder Honigtau-Honig genannt) nicht aus gesammeltem Blütennektar, sondern aus Honigtau, den Ausscheidungen von pflanzensaftsaugenden Insekten (z.B. Bienen, Blattläusen). Waldhonig ist sehr viel würziger, dunkel und von Natur aus flüssig.

Blütenhonige können von einer einzelnen Pflanze, wie zum Beispiel der Rapshonig oder von verschiedenen Pflanzen stammen, wie die Sommertracht.

Manuka-Honig

Manuka-Honig wird von Honigbienen ausschließlich aus dem Blütennektar der neuseeländischen und australischen Südseemyrte (Manuka) erzeugt. Er wird weniger als Süßmacher gesehen, sondern eher als Naturheilmittel. Sofern es sich um ein Lebensmittel (inkl. Nahrungsergänzungsmittel) handelt, sind jedoch jegliche gesundheits- bzw. krankheitsbezogene Werbeaussagen verboten.

Wichtig: Honiggläser vor dem Wegwerfen spülen

Die sogenannte Amerikanische Faulbrut (AFB) ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Honigbienen. Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine, die für den Nachwuchs der Bienenvölker lebensbedrohlich ist und somit auch für den gesamten Bienenstock. Aufgrund ihrer hohen Ansteckungsgefahr und schnellen Verbreitung ist die Krankheit anzeigepflichtig. Für Menschen und erwachsene Bienen ist der Erreger unbedenklich.

Es ist möglich, dass sich Sporen des Bakteriums in Honiggläsern befinden und eine Gefahrenquelle für heimische Bienen darstellen. Bienen könnten die Honigreste aus nicht ausgespülten Gläsern, wie zum Beispiel in Glascontainern, sammeln und in den eigenen Bau tragen. Auf diese Weise kann der Bienenstock infiziert werden.

Sie sollten Honiggläser vorsichtshalber gründlich spülen, bevor sie entsorgt werden.

Mehr dazu können Sie beim Honig Verband lesen. 

Was steckt in veganen Honig-Alternativen?

Unter anderem in Supermärkten, Discountern oder Bio-Märkten finden sich immer mehr vegane Honig-Alternativen. Aber was verbirgt sich genau dahinter? Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat die Produkte genauer untersucht.

Die Mehrheit nutzt als Basis der Honig-Alternativen Tapiokasirup oder Wasser mit Zucker. Hinzu kommen meist eine Reihe Zusatzstoffe und Aromen. Dabei sind die veganen Alternativen oft unverhältnismäßig teuer. Mit durchschnittlich 20,77 Euro pro Kilogramm kosten sie rund 51 Prozent mehr als der Honig selbst mit etwa 13,80 Euro pro Kilogramm. Aus Sicht der Verbraucherzentralen ist der Preis kaum zu rechtfertigen, da die Zutaten in der Regel nicht sehr kostspielig sind.

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