Der Markt für Steckersolargeräte in Deutschland ist schon jetzt deutlich größer als bisher gedacht. Im Auftrag der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) und der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat EUPD Research eine Umfrage unter den Anbietern von Steckersolargeräten durchgeführt. Die Ergebnisse erlauben erstmals eine Hochrechnung des Marktvolumens. Allein in den Jahren 2020 und 2021 wurden demnach bis zu 128.000 Steckersolargeräte mit einer Leistung von bis zu 51 Megawatt verkauft. Alle bisher in Deutschland verkauften Geräte erreichen eine Leistung von bis zu 66 Megawatt.
Steckersolargeräte mit einer Leistung von weniger als einem Kilowatt sind bisher eher ein Nischenmarkt der Solarenergie. Dennoch gibt es immer mehr dieser kleinen Photovoltaik-Systeme, die eine einfache Handhabung bei der Montage und Nutzung versprechen. Erstmals wurden in einer Marktstudie Daten zur Anbieter-, Markt- und Absatzstruktur erhoben. An der Umfrage haben 58 von 156 in Deutschland aktiven Anbietern von Steckersolargeräten teilgenommen. Der Markt zeigt ein buntes Bild kleiner und großer Anbieter. Darunter sind sowohl zahlreiche junge Unternehmen wie auch etablierte Anbieter von Photovoltaikzubehör. Alle zusammen zeichnen das Bild eines sich dynamisch entwickelnden Marktes: „Bisher dominieren einige größere Anbieter den Markt, gleichzeitig sorgen neue Anbieter und die vielen kleineren Unternehmen für einen regen Wettbewerb“, sagt Prof. Dr. Barbara Praetorius von der HTW Berlin, Mitautorin der Studie. Praetorius erläutert weiter: „Drei Viertel der Geräte werden direkt an die Endnutzer:innen verkauft. Absatzwege über die Handelsketten werden bisher noch kaum genutzt. Für die Marktentwicklung bedeutet dies noch viel Luft nach oben.“
Neben der Marktstruktur ermittelt die Studie auch die Gesamtzahl an Steckersolargeräten in Deutschland. Thomas Seltmann, Experte für Photovoltaik bei der Verbraucherzentrale NRW und Initiator der Umfrage, zeigt sich positiv überrascht: „Das Ergebnis der Studie liegt im oberen Bereich unserer bisherigen Schätzungen.“ Dennoch sieht er dringenden Handlungsbedarf: „Die Studie macht deutlich, dass Politik und Netzbetreiber endlich weitere Hürden aus dem Weg räumen müssen.“ Noch immer gibt es Streit über den normkonformen Anschluss und unangemessene Forderungen der Netzbetreiber. „Wir müssen das dringend vereinfachen, damit endlich auch Mieter und Wohnungsnutzer diese Strom erzeugenden Haushaltsgeräte einfach und sicher nutzen können und damit aktiv an der Energiewende teilhaben“, sagt Seltmann. Und Praetorius ergänzt: „Auch die Meldeprozesse sind für Steckersolargeräte zu komplex. Nur zehn bis zwanzig Prozent werden überhaupt angemeldet.
Dass aufgrund bestehender Hürden gerade die aussichtsreichsten Anwendungsfälle wie Balkone und Terrassen in Mehrfamilienhäusern noch kaum erschlossen werden, zeigt ein anderes Ergebnis der Studie: „Wir hatten bereits vermutet, dass der Balkon nicht die größte Rolle beim Montageort des Solarmoduls spielt. Nur jedes dritte Gerät ist dort zu finden. Die Hälfte der Geräte wird mit einer Aufständerung auf das Flachdach oder in den Garten gestellt“, sagt Praetorius. „Dies lässt darauf schließen, dass die Mieter:innen bislang noch nicht gut erreicht werden.“ Wer die Nutzer:innen von Steckersolargeräten derzeit sind und welche Präferenzen sie haben, ist Gegenstand einer aktuell laufenden Nutzer:innen-Umfrage der HTW Berlin.
Weitere Informationen und Links:
- Die Marktstudie „Der Markt für Steckersolargeräte“ von HTW Berlin, Verbraucherzentrale NRW und EUPD steht hier zum Download bereit:https://solar.htw-berlin.de/studien/marktstudie-steckersolar-2022/
- Die aktuelle Umfrage der HTW Berlin zu Nutzer:innen von Steckersolargeräten findet sich hier: https://bit.ly/Steckersolar
Informationen zu Steckersolargeräten finden sich unter: www.verbraucherzentrale.nrw/steckersolar
Im Rahmen des Projekts Energie2020plus klärt die Verbraucherzentrale NRW über die effiziente Nutzung von erneuerbaren Energien auf. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union.
Die Studie wurde im Rahmen des IFAF geförderten Projektes „PV.plug-inTools“ erstellt (solar.htw-berlin.de/forschungsgruppe/pv-plug-intools), gefördert durch das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF).