- Ein Jahr nach der Flut sind in NRW und Rheinland-Pfalz immer noch viele Schäden nicht behoben oder reguliert
- Vor allem Bestandsbauten sind oft nicht richtig versichert
- Umbauten zur Klimaanpassung sollten staatlich gefördert werden
Mehr als 180 Tote und Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe: Die Flutkatastrophe im Juli 2021 brachte Leid und Zerstörung. Für die meisten Menschen in den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist noch lange keine Normalität eingekehrt. Zwar hat das Land NRW im September 2021 rund 12,3 Milliarden Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt. Aber viele Betroffene, so zeigt sich in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW, sind frustriert und enttäuscht. Es fehlt an Personal im Handwerk und an Gutachter:innen, die Baukosten steigen und selbst bewilligte Gelder sind nicht schnell verfügbar. „Jetzt ist es wichtig, den Wiederaufbau an den Klimawandel anzupassen und den richtigen Versicherungsschutz für die Zukunft zu etablieren“, unterstreicht Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. „Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass sich solche Katastrophen wiederholen können. Sicher nicht immer in diesem verheerenden Ausmaß wie im Vorjahr an Ahr, Erft oder Wupper, aber Schäden durch Extremwetter-Ereignisse sind eine Frage des Wann und Wo, nicht des Ob. Viele Häuser sind schon vor geringeren Überschwemmungen nicht ausreichend geschützt. Deshalb brauchen die Menschen nun klare Informationen. Das bieten die Verbraucherzentralen, aber auch Politik und Verwaltung müssen hier gezielt aufklären, um zukünftige Schäden zu reduzieren.“
Elementarschadenversicherung ist wichtig, Umbau aber auch
Mittlerweile haben etwas mehr als die Hälfte aller Hausbesitzer:innen in Deutschland eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen. Vor der Flutkatastrophe waren es in manchen Regionen nur gut ein Drittel. Viele Menschen haben sich auf ihre Gebäudeversicherung verlassen. „Das kann bei Naturkatastrophen fatal sein“, sagt Schuldzinski. Denn die klassische Gebäudeversicherung sichert in der Regel nur Schäden durch Brand, Leitungswasser, Sturm und Hagel ab. Nur mit der Erweiterung um die sogenannte Elementarschadenversicherung sind auch Überschwemmungen, Rückstau oder Starkregen abgedeckt. Diese weiteren Naturgefahren müssen extra in den Versicherungsschutz mit aufgenommen werden. Zusätzliches Problem: Vor allem viele Bestandsbauten sind nicht richtig versichert, denn oft überprüfen die Menschen ihre Policen über viele Jahre nicht und der Versicherungsschutz wird mit der Zeit löchrig.
Allerdings ist die Elementarschadenversicherung allein kein Allheilmittel. Wichtig sind auch bauliche Maßnahmen. Hausbesitzer:innen müssen in Zukunft deutlich häufiger mit Starkregen rechnen und sollten im eigenen Interesse prüfen, wie sie eindringende Wassermassen baulich fernhalten können. „Der beste Versicherungsfall ist der, der nicht eintritt – der Keller also trocken bleibt. Es wird Zeit, dass es auch für Umbauten im Rahmen der Klimaanpassung staatliche Förderungen gibt“, fordert Schuldzinski.
Anpassung an das geänderte Klima durch Vorsorge
„Starkregen als eine Folge des Klimawandels stellt uns vor Herausforderungen“, sagt Schuldzinski. „Wir wissen aus unserer täglichen Arbeit, dass Verbraucher:innen jetzt Rat brauchen, um ihr Eigenheim angesichts der veränderten Gegebenheiten zu erhalten und sich zu schützen. Schließlich ist die eigene Immobilie nicht nur das Zuhause, sondern meist auch die größte Anschaffung im Leben und elementarer Baustein der Altersvorsorge.“ Wie Menschen ihr Heim und ihre Lebensgewohnheiten auf das sich wandelnde Klima mit seinen Extremwettern abstimmen, fasst man unter dem Begriff „Klimaanpassung“ zusammen. Die Verbraucherzentrale NRW bietet unter dem Titel „Klima im Wandel – schon vorgesorgt?“ Antworten und konkrete Hilfestellungen dazu.
Forderung
„Die Politik muss einen Anschub leisten für mehr Aufklärung, besseren Versicherungsschutz und Umbauförderung vor allem für Bestandsbauten“, sagt Wolfgang Schuldzinski.
Weitere Informationen und Links
Angebote der Verbraucherzentrale NRW zum Thema „Klima im Wandel – schon vorgesorgt?“ unter www.verbraucherzentrale.nrw/klimaanpassung