„Ein bewusster, ressourcenschonender Konsum nützt Mensch und Umwelt. Hierzu gibt die Ausstellung Denkanstöße und zeigt praktische Wege auf. Beispielsweise können Verbraucher:innen durch Reparaturen oder die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung bares Geld sparen“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Viele Menschen engagieren sich darüber hinaus in mehr als 100 Initiativen im Rheinischen Revier und gestalten den nachhaltigen Wandel dadurch aktiv mit. „Das wollen wir mit dem Projekt MehrWertRevier stärken und sichtbar machen“, so Schuldzinski. Die Ausstellung ist bis 16. September 2024 in Mönchengladbach zu sehen und wird dann weiterreisen – bis Ende 2025 an etwa 20 Orte im Rheinischen Revier.
Strukturwandel als Chance
Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs begrüßte die Gäste in der 2023 nach aufwändigem Umbau wiedereröffneten Zentralbibliothek. Neben Medien aller Art gibt es dort in einer „Bibliothek der Dinge“ auch Alltagsgegenstände auszuleihen, in einem Makerspace wird getüftelt, mithilfe eines sogenannten Fairteilers werden Lebensmittel geteilt und vor dem Wegwerfen gerettet – ein baulich und inhaltlich passender „Ort der Nachhaltigkeit“ für die Ausstellung. „Wir sehen den Strukturwandel als Chance, uns als Stadtgemeinschaft nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen. Deshalb kooperieren wir gerne mit dem Projekt MehrWertRevier – nicht nur bei dieser Ausstellung, sondern auch bei anderen Aktivitäten. Uns treibt der gemeinsame Gedanke an, dass Strukturwandel bedeutet, nachhaltige Formen des Wirtschaftens und Zusammenlebens zu entwickeln, und dass es dabei neben Institutionen und Unternehmen auch auf den Beitrag jeder und jedes Einzelnen ankommt“, sagte Heinrichs.
Ankerprojekt im Rheinischen Revier
Die Landesregierung hat MehrWertRevier im März als eines von 19 Ankerprojekten im Rheinischen Revier ausgewählt und fördert es durch Ko-Finanzierung. Umweltminister Oliver Krischer: „Die Klimakrise, der Rückgang der Artenvielfalt und die immer knapper werdenden Ressourcen sind die größten Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb muss unser aller Handeln nachhaltiger werden. Die Informationen, Bildungsangebote und motivierenden Aktionen des Projekts MehrWertRevier helfen den Menschen dabei, ihren Alltag schon jetzt nachhaltiger zu gestalten. Unser Ziel, das Rheinische Revier zu einer klimaneutralen Modellregion in Europa zu entwickeln, braucht diese Beteiligung.“
Aus Berlin nach Mönchengladbach gekommen war Dr. Jan-Niclas Gesen-hues, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, das über das Programm „KoMoNa“ einen ökologisch nachhaltigen Struktur-wandel in den Kohleausstiegsregionen fördert. „Wir wollen, dass der Struk-turwandel im Rheinischen Revier nachhaltig gestaltet werden kann. Das heißt: Ehrenamt, Austausch und Miteinander stärken, um gemeinsam für einen nachhaltigeren Konsum zu arbeiten. Dadurch können Verbrauche-rinnen und Verbraucher Geld sparen und gleichzeitig Umwelt und Natur schützen. Mithilfe unserer Förderung schaffen wir einen Mehrwert – für ein umweltbewusstes Leben und für den Austausch zwischen Erwachsenen, Kindern, Jugendlichen, Vereinen und Kommunen im Rheinischen Revier“, sagte Gesenhues.
Vom neuen Repair-Café bis zum ÖPNV-Plan für Tagebaudörfer
Das Projekt MehrWertRevier versteht sich als Brücke zwischen Bürger:innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Kommunen. Fünf Botschafter:innen für nachhaltigen Konsum setzen die im Projektteam entwickelten Maßnahmen vor Ort im Rheinischen Revier um. So wurden seit Projektstart im Frühjahr 2023 bereits 34 Bildungsworkshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt und Kontakte zwischen Initiativen und Bildungseinrichtungen geknüpft. An einer Schule in Neuss entstand daraus beispielsweise eine Fahrrad-Reparatur-AG, in Brühl wurden Hochbeete errichtet, in Mönchengladbach ein Generationendialog initiiert und in Inden entstand ein nachhaltiger Stadtrundgang.
Darüber hinaus bringt die Veranstaltungsreihe „Reviergespräche“ ehrenamtlich engagierten Bürger:innen mit Kommunalvertreter:innen zusammen, um gemeinsam Ideen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen in Städten und Kreisen zu entwickeln. Bereits in 22 Workshops wurden Engagierte aus Nachhaltigkeits-Initiativen unterstützt und vernetzt und Interessierte an das Engagement herangeführt. Ein Coaching des Projekts gab den Anstoß für die Neugründung eines Reparatur-Cafés in Zülpich. Und in einem Bürgerwissenschaftsprojekt mit dem Titel „Alte Dörfer, neue Wege“ geht es aktuell um die Frage, wie die ÖPNV-Anbindung der Dörfer rund um den Tagebau Garzweiler II untereinander verbessert werden kann. Dabei kooperiert MehrWertRevier mit der Dörfergemeinschaft Kultur-Energie.
Ausstellung soll Lust auf Veränderung wecken
Die neue Wanderausstellung spricht genau wie die lokalen Mitmacht-Aktionen die breite Bevölkerung an und motiviert dazu, nachhaltige Konsum-Optionen einfach mal auszuprobieren. Wie kann ich es schaffen, weniger Lebensmittel wegzuwerfen? Was bringt es, Kleidung gebraucht zu kaufen? Wie kann ich zuhause Strom, Wasser und Heizenergie sparen? In der Ausstellung berichten fünf fiktive Protagonist:innen aus dem Rheinischen Revier davon, wie sie den (Struktur-)Wandel erleben und welche nachhaltigen Lösungen sie bereits für ihren eigenen Alltag gefunden haben. QR-Codes an den sechs Stationen ermöglichen es, die Geschichten auf dem Smartphone anzuhören. Weitere interaktive Elemente und praktische Tipps zum Mitnehmen machen nachhaltigen Konsum konkret und nachvollziehbar. Für Schulklassen und interessierte Gruppen gibt es ein Begleitprogramm. „Wer seinen Lebensstil nachhaltig ändern will, sollte mit Veränderungen anfangen, die leicht fallen. Das macht Mut und Lust auf mehr. Besonders gilt das, wenn man sich engagierte Gleichgesinnte sucht“, erklärte Lena Pech, Botschafterin des Projekts in Mönchengladbach.
- Weitere Informationen zum Projekt MehrWertRevier unter www.mehrwertrevier.nrw