- Erfolgreiche Unterstützung: Beratungsstellen boten Hilfestellung bei über 371.000 Anliegen
- Energiethemen weiterhin stark nachgefragt
- Starker Verbraucherschutz schafft Sicherheit und Vertrauen in Demokratie
- Marktanalyse Fernwärme: Verbraucherschützer stellen große Preisunterschiede fest und fordern systematische Preisaufsicht
Die Energiekrise von 2022 und die phasenweise hohe Inflation haben weiterhin Auswirkung auf den Verbraucheralltag. Zwar sanken die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch benötigten die Bürger:innen auch im Jahr 2023 häufig Unterstützung in Budget- und Energiefragen. „Viele Menschen waren mit hohen Nachzahlungen konfrontiert, schnelle Hilfe war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt und das politische Gerangel um das Gebäudeenergiegesetz hat einige Fragezeichen hinterlassen“, berichtet Vorstand Wolfgang Schuldzinski auf der Jahrespressekonferenz der Verbraucherzentrale NRW. „Der Ansturm auf unsere 64 Beratungsstellen, die digitalen und Präsenzveranstaltungen sowie unsere Informations- und Selbsthilfeangebote auf der Website zeigen deutlich, dass sich die Nachfrage rund um Energiethemen weiterhin auf einem außergewöhnlich hohen Niveau bewegt. Wir hoffen daher sehr, dass über das laufende Jahr hinaus eine Förderung unserer Informations- und Beratungsmaßnahmen für diesen Bereich gesichert ist.“
Neben den Energiethemen hatten die Verbraucher:innen eine große Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, mit neuen Betrugsmaschen oder Ärger um Online-Käufe. „Rund 190.000 Teilnehmende an unseren Veranstaltungen sowie über 55 Millionen Klicks auf unsere Websites sind neue Spitzenwerte, die zeigen, dass unabhängiger Verbraucherschutz wichtiger denn je ist“, so Schuldzinski.
Online-Tools zur Selbsthilfe
Als Hilfe zur Selbsthilfe entwickelt die Verbraucherzentrale NRW zudem laufend Online-Tools– etwa zur Berechnung des korrekten Abschlags nach der Energiepreisbremse, für die Erstellung einer Patientenverfügung oder zum Erkennen von Fake-Shops beim Online-Kauf. „Der Trend zum Online-Shopping hält an. Um das Einkaufen im Netz selbst sicherer zu machen, stellen wir seit August 2022 den Fakeshop-Finder zur Verfügung“, so der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Das selbstlernende Programm sucht gezielt nach Fakeshops im Internet, also nach unseriösen Online-Händlern, die Verbraucher:innen mit täuschend echten Websites in die Irre führen und oft zur teuren Falle beim digitalen Einkauf werden. „Durchschnittlich 6.200 Menschen nutzen das Programm inzwischen täglich, allein im Jahr 2023 wurde das Tool insgesamt 1,6 Millionen Mal aufgerufen“, berichtet Schuldzinski.
Verbraucherschutz stärkt Vertrauen in die Demokratie
Die Verbraucherzentrale NRW kümmert sich auch an anderer Stelle aktiv um die Umsetzung von Verbraucherschutz. „Wir überprüfen die Marktangebote und im Zweifel gehen wir juristisch gegen Anbieter vor, die es mit den Verbraucherrechten nicht so genau nehmen. Alleine im vergangenen Jahr haben wir 19 Marktchecks und 100 Klage- und Abmahnverfahren durchgeführt“, erläutert Verbraucherschützer Schuldzinski. „Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag für eine funktionierende soziale Marktwirtschaft. Das schafft Sicherheit für die Verbraucher:innen und stärkt das Vertrauen in die Demokratie.“
Marktanalyse zeigt: Systematische Preisaufsicht erforderlich
Aktuell ist der Fernwärmemarkt in Nordrhein-Westfalen im Fokus, denn diese Energieform soll künftig eine entscheidende Rolle bei der klimafreundlichen Wärmeversorgung spielen und weiter ausgebaut werden. Um sich einen Marktüberblick zu verschaffen, hat die Verbraucherzentrale NRW Anfang Mai eine Analyse durchgeführt. Untersucht wurden 30 Fernwärmenetze, darunter 20 große Netze in den einwohnerstärksten Städten sowie zehn kleinere Fernwärmenetze. Ein wesentliches Ergebnis: Das ermittelte Preisniveau bei den Anbietern liegt um den Faktor 2,5 auseinander. Die Fernwärmepreise reichten von elf Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh, Bruttomischpreis) beim günstigsten Anbieter bis hin zu 28 Ct/kWh beim teuersten Anbieter. „Anders als bei Strom und Gas können Verbraucher:innen bei Fernwärme leider nicht einfach den Anbieter wechseln, da für die Versorgung vor Ort nur der lokale Anbieter in Frage kommt“, sagt der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. „Damit sich zukünftig mehr private Haushalte für Fernwärme entscheiden, braucht es vor allem faire Preise. Deshalb fordern wir eine unabhängige, systematische Preisaufsicht.“
Gesetzliche Veröffentlichungspflichten nur teilweise eingehalten
Transparente Informationen zu Preisen und Preisregelungen zählen schon jetzt zu den gesetzlichen Veröffentlichungspflichten. Sie müssen leicht zugänglich und in verständlicher Form im Internet veröffentlicht werden. Doch nicht alle Fernwärmeanbieter halten sich daran. „Wir mahnen diese Unternehmen deshalb ab“, erklärt Schuldzinski.
Die Marktanalyse hat zudem gezeigt, dass bei einem Drittel der untersuchten Anbieter die Preisveränderungen nicht vollständig nachvollziehbar sind. Die übrigen Anbieter erfüllen zwar ein Mindestmaß an Informationen, die dazugehörige Recherche ist aber meist sehr umständlich und damit verbraucherunfreundlich. Schuldzinski: „Nur jeder fünfte untersuchte Fernwärmeanbieter macht es Verbraucher:innen relativ leicht, Preisänderungen nachzuvollziehen. Wir fordern daher, dass die Energieunternehmen verpflichtet werden, die Veränderungen von Preisindizes auf ihrer Internetseite in Tabellen darzustellen und dabei per Direktlink auf verwendete Quellen zu verweisen.“
Forderung nach umfassenderen Transparenzregeln
Die Marktanalyse der Verbraucherzentrale NRW zeigt zudem, dass bislang nur bei der Hälfte der Anbieter vergleichende Aussagen zu Netzverlusten verfügbar sind, die es Verbraucher:innen ermöglichen würden, sich einen Eindruck von der Qualität des Fernwärmenetzes zu machen. Ebenfalls die Hälfte der untersuchten Versorger macht keine genauen Angaben darüber, welche Energieträger zur Erzeugung der Wärme eingesetzt werden. „Auch hier benötigen wir dringend verbindliche Regeln für Anbieter. Sie sollten vergleichbare Informationen über Netzverluste und Angaben zum Wärmemix öffentlich zugänglich machen müssen“, so Schuldzinski.
„Die kürzlich von Verbänden der Energieerzeuger veröffentlichte bundesweite Preistransparenzplattform ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Sie setzt allerdings auf Freiwilligkeit und bildet beispielsweise Prozentangaben der eingesetzten Energieträger erst gar nicht ab. Wir fordern daher die Einführung eines unabhängigen, verpflichtenden Wärmenetzregisters, in der alle Fernwärmeanbieter aussagekräftige Daten öffentlich hinterlegen müssen.“ Von den in der Marktanalyse untersuchten Fernwärmeversorgern fehlen auf der neuen Preistransparenzplattform bislang noch
15 Anbieter.
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