Initiativen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung

Stand:
Regionaler, selbstbestimmter, nachhaltiger: Wir stellen acht Initiativen für Ernährung in NRW vor.
Möhren in der Erde.
Gemüse aus der Region: nahrhaft und ohne weite Transportwege.

Das Wichtigste in Kürze

  • Regionaler, selbstbestimmter, nachhaltiger: Es gibt bereits viele Möglichkeiten, bei seiner Ernährung auf Gesundheit und Klimaschutz zu achten.
  • Initiativen von und mit Erzeugern wollen es langfristig erleichtern, sich nachhaltiger zu ernähren.
  • Wir stellen einige von ihnen in Nordrhein-Westfalen vor.
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Verein Rheinische Ackerbohne e.V.

Derzeit ist Soja aus unserer alltäglichen Ernährung nicht wegzudenken. Jeder Deutsche verbraucht ca. 60 kg im Jahr und zwar nicht nur direkt in Form von Tofu, Sojadrink und Sojawurst, sondern vor allem indirekt über Fleisch, Eier und Milchprodukte. Denn 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Sojas dienen als Tierfutter. Leider verursacht der hohe Sojaverbrauch auch erhebliche Umweltprobleme: Sojaanbauflächen verdrängen indirekt Regenwald und artenreiche Grasflächen in den Anbauländern und der weite Transport belastet das Klima. Davon abgesehen sind die meisten Sojapflanzen gentechnisch verändert. Eine regionale Alternative ist z.B. die Ackerbohne (auch Dicke Bohne oder Saubohne).

Ackerbohne bzw. Dicke Bohne auf einem Feld.
Foto: iStock.com / Queserasera99

Der Verein "Rheinische Ackerbohne" aus Linnich im Kreis Düren hat das Ziel, die Ackerbohne wieder vermehrt im Rheinland anzubauen und zu verarbeiten und so Menschen und Nutztiere mit heimischem, gentechnikfreiem Eiweiß zu versorgen. Dafür haben sich Landwirt:innen, Landhändler:innen und Handwerksbetriebe (Bäckereien, Metzger) Anfang 2017 zusammengetan. Sie finden Wege, die Ackerbohne nutzbringend zu verwerten: So gelang es Bäckereien, ein schmackhaftes und bekömmliches Ackerbohnenbrot herzustellen mit 60 Prozent Dinkel- und 40 Prozent Ackerbohnenanteil und wird bereits in über 20 Bäckereien der Region erfolgreich angeboten. Da die Ackerbohne von Mai bis Juni blüht, hat ein Imker während der Blütezeit Ackerbohnenblüten-Honig gewonnen. Legehennenbetriebe, Milchvieh- und Schweinehaltungen setzen die eiweißreiche Ackerbohne bereits erfolgreich in der Fütterung ihrer Tiere ein. Sie bereichern mit der Ackerbohne ihre Futtermittelmischungen und können so teilweise auf importiertes Soja aus Übersee verzichten.

Der Verein informiert darüber, welche Partnerbetriebe die Ackerbohnenprodukte anbieten: rheinische-ackerbohne.de

Die Ackerbohne wird auch Dicke Bohne, Saubohne oder Favabohne genannt und ist quasi ein regionales Superfood. Ackerbohnen zählen wie Erbsen, Linsen und andere Bohnen zu den Hülsenfrüchten, die alle viel Eiweiß enthalten und deshalb für die vegetarische Küche besonders gut geeignet sind.

Der Anbau von Ackerbohnen ist ein Gewinn für die Region, denn er trägt zu einer vielfältigen Fruchtfolge und dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch die Anreicherung von Stickstoff bei. In der Blütezeit bietet die Ackerbohne zudem Nahrung für Bienen und Schmetterlinge.

Geprüfte Qualität NRW

Logo Geprüfte Qualität NRWDie meisten Verbraucher:innen legen Wert darauf, dass Lebensmittel aus ihrer Region kommen. Zu dem Ergebnis kommen diverse Befragungen (u.a. BMEL-Ernährungsreport 2021, Landesdialog Regionalitätsstrategie NRW 2022). In den meisten Bundesländern gibt es eigene regionale Qualitätszeichen, die Lebensmittel auszeichnen, welche im jeweiligen Bundesland hergestellt wurden, z.B. "Geprüfte Qualität Bayern" oder "Geprüfte Qualität aus Thüringen".

Seit 2010 gibt es auch in NRW ein solches Zeichen: "Geprüfte Qualität NRW". Das Produktzeichen wurde vom Verein Ernährung NRW e.V. etabliert. Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Fisch, Eier, Honig, Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie Fisch und Honig aus NRW werden mittlerweile unter diesem Zeichen angeboten. Das Zeichen ist bisher bei Verbrauche:.innen wegen der geringen Verbreitung kaum bekannt.

Logo NRW isst gut"Aus NRW" heißt konkret, dass die Rohstoffe aus NRW stammen, der Sitz des Lebensmittelherstellers in NRW liegt und dieser regional verankert ist, d.h. er muss sein soziales Engagement in der Region und die Übernahme von Umweltverantwortung nachweisen. Die "regionale Verankerung" können sich Betriebe in NRW auch unabhängig vom Produktzeichen mit dem Betriebszeichen "Der Region verpflichtet" bescheinigen lassen. Diese Betriebe müssen nicht notwendigerweise regionale Produkte verkaufen. Deshalb sollte man beim Kauf genau hinschauen, um Betriebszeichen und Produktzeichen voneinander zu unterscheiden.

Regionalinitiativen

Regionalinitiativen sind Zusammenschlüsse kleinerer Erzeuger, Verarbeiter und Gastronomen sowie oftmals naturschutzfachlicher und kirchlicher Verbände in einer Region, die ihre regionalen Lebensmittel gemeinsam vermarkten. Es gibt viele verschiedene Regionalinitiativen mit sehr unterschiedlichen Kriterien. Es lohnt sich, nach Regionalinitiativen aus der Umgebung Ausschau zu halten, denn einige garantieren bei ihren Produkten nicht nur die regionale Herkunft, sondern auch eine nachhaltigere Produktion, z.B. den Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel, den Einsatz von bienenverträglichen Pflanzenschutzmitteln oder den Erhalt von Streuobstwiesen.

Im RegioPortal des Bundesverbands der Regionalbewegung kann man Regionalinitiativen in der Umgebung suchen und sich über die Kriterien informieren.

Lippequalität, Bio-Region Niederrhein, Bergisch pur – Heimat schmeckt und NABU Stadtverband Münster: Diese vier Initiativen aus NRW tragen die Auszeichnung "REGIONAL PLUS – fair für Mensch und Natur". Sie wird vom Verein Regionalbewegung NRW an Initiativen vergeben, die Regionalität, Umwelt- und Naturschutz sowie Qualitätssicherung garantieren.

Der Verein Regionalbewegung NRW e.V. ist die Interessenvertretung der Regionalinitiativen in NRW. Er verfolgt das Ziel, die Regionalvermarktung in NRW nachhaltig, glaubwürdig und transparent zu gestalten und eine Absatzmärkte für regionale Lebensmittel zu erschließen.

Landservice der Landwirtschaftskammer NRW

Das Webportal Landservice.de ist die größte Fundgrube für Bauernhoferlebnisse und Regionales in NRW. Hier findet man Hofläden, Bauernhofgastronomie, Reiterhöfe, Urlaub auf dem Bauernhof und vieles mehr. Über 2.000 Betriebe aus ganz NRW präsentieren sich auf landservice.de und laden zum Stöbern ein. 

In der Rubrik „Einkaufen“ sind die gesuchten regionalen Lebensmittel wie Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Erdbeeren, Milchtankstellen und Käse zu finden. Ebenso bietet Landservice.de die Möglichkeit, sich über regionale Lebensmittel und deren Ursprung zu informieren. Die Kategorie „Wissen“ steckt voller Tipps und Tricks zum regionalen Einkaufen, Lagerung und Hofgeschichten in Film- und Podcastformat.

Landservice.de wird von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen organisiert und gepflegt. Der Fachbereich unterstützt die landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter bei der Entwicklung von neuen Ideen. 

Lokale Bauernmärkte und Marktschwärmer

Wochenmärkte bieten nicht nur eine Möglichkeit regionale Lebensmittel in der Saison direkt vom Bauern zu beziehen, sie sind auch ein Treffpunkt für Bewohner:innen und Erzeuger:innen aus der Umgebung. Es lohnt sich, sich bei seiner Stadt oder Kommune über lokale Wochenmärkte zu informieren. Immer öfter gibt es auch Feierabend- oder Nachtmärkte, die auch für tagsüber Arbeitende oder Langschläfer attraktiv sind. Zur Ergänzung des Angebots am Stand kaufen viele Anbieter auf dem Wochenmarkt Ware dazu; das Ursprungsland muss entsprechend gekennzeichnet sein. Im persönlichen Kontakt kann man nachfragen, ob Lebensmittel aus eigener Produktion angeboten werden oder ob die Produkte zugekauft sind.

Das Projekt Marktschwärmer bietet eine Möglichkeit, Verbraucher:innen und Erzeuger:innen direkt zusammenzubringen. Mithilfe einer Online-Plattform können Sie bei Landwirt:innen aus der Umgebung Lebensmittel bestellen und diese wöchentlich an einem Ort in ihrer Nähe abholen. In NRW gibt es derzeit 38 Marktschwärmereien. Sie werden von Gastgebern organisiert und dabei von der in Berlin ansässigen Geschäftsstelle unterstützt. Sowohl der Gastgeber als auch die Geschäftsstelle erhalten für den Service einen Anteil der Verkaufserlöse vom Erzeuger. Welche landwirtschaftlichen Betriebe eine Marktschwärmerei beliefern und ob diese Kriterien erfüllen müssen, legt der Gastgeber fest. Diesen sollte man also im Zweifel kontaktieren.

Auf der Seite marktschwärmer.de kann man nach den lokal organisierten Bauernmärkten in der Umgebung suchen und sich kostenfrei anmelden, um Lebensmittel zu bestellen.

Ernährungsräte

Ernährungsräte wollen die Entscheidungen über die Ernährung wieder zurück auf die lokale Ebene holen und zielen darauf ab, in ihrer Stadt, Kommune oder Kreis ein nachhaltiges Ernährungssystem zu etablieren. Die Idee stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo bereits seit 1982 sogenannte "Food Policy Councils" gegründet wurden.

In Deutschland wurde der erste Ernährungsrat Anfang 2016 in Köln gegründet – auf Initiative des gemeinnützigen Vereins "Taste of Heimat". Mitglieder aus der Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung und aus der Wirtschaft (Landwirtschaft, Handel und Gastronomie) sind zu gleichen Teilen im Gremium des Ernährungsrates vertreten und arbeiten an einer Ernährungsstrategie für Köln.

In verschiedenen Ausschüssen werden ernährungspolitische Themen bearbeitet z. B. der Erhalt von stadtnahen Flächen für die urbane Landwirtschaft, die Ernährungsbildung in Schulen und die Vernetzung von Abnehmern in der Stadt mit Erzeuger:innen aus der Umgebung. Für Verbraucher:innen bieten Ernährungsräte die Möglichkeit, Ernährungspolitik vor Ort mitzugestalten. In Nordrhein-Westfalen gibt es mittlerweile 19 Ernährungsräte. Ein Landesverband soll 2024 gegründet werden. Wer sich selber für die Gestaltung des lokalen Ernährungssystems engagieren möchte, kann sich hier informieren.

Bürgeraktiengesellschaft Regionalwert AGs

Verbraucher:innen wissen sowohl die Vorteile von Bio-Lebensmitteln als auch von regionalen Lebensmitteln zu schätzen. Die Kombination - bio und regional - ist jedoch nicht häufig anzutreffen, denn die Nachfrage nach Bioprodukten in Deutschland ist derzeit doppelt so hoch wie die inländische Produktion und kann somit nur durch hohe Importe gedeckt werden. Die Situation wird dadurch verschärft, dass immer mehr – vor allem kleinere – landwirtschaftliche Betriebe aufgeben.

Um mehr Bio-Betriebe im Rheinland und im Münsterland zu etablieren, hat die Regionalwert AG nun eine neue Investitionsmöglichkeit geschaffen: Bürger:innen können mit dem Kauf von Aktien regionale Bio-Betriebe unterstützen und die Wertschöpfung in der Region stärken. Die Betriebe, die zu Partnern der Regionalwert AG werden, verpflichten sich auf soziale und ökologische Kriterien und darauf, sich untereinander möglichst viel Produkte abzunehmen. Aktionär:innen können die Partnerbetriebe der Regionalwert AG besuchen und sich selbst ein Bild machen.

Wer die Aktien gekauft hat, soll langfristig nicht nur Dividende erhalten, sondern auch anderweitig von der Investition profitieren – durch mehr Lebensqualität in der Region und einem größeren Angebot an regionalen Bio-Lebensmitteln. In NRW gibt es die Regionalwert AG Rheinland und Regionalwert AG Münsterland.

Mehr Informationen: regionalwert-rheinland.de und regionalwert-muensterland.de.

 

Acker e.V. - für mehr Wertschätzung von Natur und Lebensmitteln

Verbraucher:innen – egal ob jung oder alt – haben in unserer Gesellschaft immer weniger Kontakt zur Natur. Naturerfahrungsräume wie naturnahe Freiflächen, Brachen oder Gärten verschwinden immer mehr aus ihrem Lebensumfeld. Woher unsere Lebensmittel kommen, ist vielen, vor allem jungen Menschen, daher gar nicht mehr nachvollziehbar und verständlich. Diesen Herausforderungen stellt sich Acker e.V. als gemeinnütziges Sozialunternehmen, das nachhaltige Bildungsangebote rund um Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft konzipiert und anbietet. In rund 1.800 Kita- und Schulgärten  in Deutschland, Österreich und der Schweiz vermitteln so genannte „AckerCoaches“ Wissen und praktische Kompetenz an Kinder und Jugendliche. So erleben diese unmittelbar, wie das Essen auf unseren Tellern entsteht und wie viele Ressourcen in frischen Lebensmitteln stecken. Diese naturnahen Lernorte werden gemeinsam mit Schulen und Kitas organisiert und bewirtschaftet. Neben den Angeboten für Kinder und Jugendliche gibt es auch Programme für Erwachsene. Diese werden in Kooperation mit Hochschulen, Mieterschaften, Pflegeeinrichtungen, Unternehmen und Privathaushalten durchgeführt. 

Wer sich engagieren oder mitmachen möchte, kann sich auf der Internetseite von Acker e.V. informieren.

Superfoods aus NRW

Im Projekt MehrWert NRW zeigen wir noch mehr Lebensmittel, die in NRW wachsen und sich durch einen hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen auszeichnen.

Telefonberatung in Nordrhein-Westfalen

So erreichen Sie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Unsere Beratungsstellen erreichen Sie per Telefon und E-Mail. Auch über eine zentrale Hotline, das zentrale Kontaktformular auf unserer Internetseite sowie bei Facebook, Instagram und Twitter können Sie uns kontaktieren.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.