Von Elstar bis Boskoop: Was Sie über Äpfel wissen sollten
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Äpfel sind nicht nur lecker, sondern auch echte Nährstoffwunder. Erfahren Sie alles Wichtige über die wichtigsten Apfelsorten, wie sie angebaut werden und worauf Sie beim Kauf achten sollten.
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Verbraucherzentrale NRW
Das Wichtigste in Kürze
Äpfel sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen und somit ein idealer kalorienarmer Energiespender für unterwegs.
In Deutschland gibt es viele Apfelsorten mit unterschiedlichem Geschmack.
Alte Sorten tragen zur genetischen Vielfalt bei und sind oft für Allergiker besser verträglich.
Auch nach langer Lagerung verursachen deutsche Äpfel nur halb so viel CO2 wie z. B. importierte Äpfel aus Neuseeland.
In der EU ist eine Behandlung mit Wachs erlaubt, aber kennzeichnungspflichtig. Bei Bio-Äpfeln ist es nicht gestattet.
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Der Apfel ist eines der ältesten und beliebtesten Obstsorten weltweit. Die Deutschen essen durchschnittlich im Jahr rund 15 Kilogramm von dem beliebten Obst. Dazu kommen noch die Äpfel für die Weiterverarbeitung. Sie sind kalorienarme Energiespender und enthalten wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Magnesium. Sie sind reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin C, und liefern wertvolle Ballaststoffe. Und nicht zuletzt kommen sie auch noch in einer natürlichen Verpackung daher und sind der perfekte Snack für unterwegs.
Saison und Vielfalt
Weltweit gibt es rund 20.000 verschiedene Apfelsorten. Die Hauptsaison für deutsche Äpfel beginnt im Spätsommer und reicht bis in den Herbst. Da man manche Äpfel sehr gut lagern kann, sind sie das einzige heimische Obst, welches wir im Winter aus Deutschland kaufen können.
Im deutschen Anbau sind rund 30 Sorten relevant. Bekannte Sorten sind beispielsweise Elstar, Jonagold und Boskoop. Jede Sorte hat ihren eigenen Geschmack und eignet sich für unterschiedliche Verwendungszwecke – vom knackigen Snack bis zum aromatischen Backapfel.
Frühe und späte Apfelsorten
Frühe Apfelsorten reifen bereits im Sommer und sind oft weniger lagerfähig. Diese Sorten sollten zeitnah verzehrt werden, da sie schnell weich werden. Frühe Sorten sind z. B.:
Gala
Elstar
Discovery
Gravensteiner
Späte Apfelsorten hingegen reifen im Herbst und sind meist sehr gut lagerfähig. Sie eignen sich besonders gut zum Backen und Kochen, aber auch zum Rohverzehr. Durch geeignete Lagerung sind viele Apfelsorten das ganze Jahr über verfügbar. Dennoch lohnt es sich, auf saisonale Angebote zu achten, um die frischesten Früchte zu genießen. Späte Sorten sind z. B.:
Jonagold
Braeburn
Boskoop
Fuji
Was sind alte Apfelsorten?
Alte Apfelsorten sind traditionelle Sorten, die oft schon seit Jahrhunderten angebaut werden. Sie zeichnen sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge aus und sind oft geschmacklich besonders interessant. Beispiele für alte Apfelsorten sind Goldparmäne, Roter Bellefleur oder Wintergoldparmäne. Diese Sorten tragen zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei und sind häufig auf Streuobstwiesen zu finden.
Was sind Clubsorten?
Clubsorten sind spezielle Apfelsortenmit geschützten Markennamen wie Pink Lady, Kanzi oder Jazz. Der Anbau und Vertrieb dieser Sorten sind streng reglementiert und nur ausgewählten Obstbäuerinnen und -bauern erlaubt. Ein Vorteil für Verbraucher:innen ist die gleichbleibende Qualität. Allerdings sind Clubäpfel oft teurer als herkömmliche Sorten. Für Erzeuger:innen bieten Clubsorten die Möglichkeit, sich am Markt abzuheben und stabile Preise zu erzielen. Nachteilig ist jedoch, dass die strengen Verträge und Lizenzgebühren die wirtschaftliche Freiheit der Landwirt:innen einschränken können. Zudem kann die Fokussierung auf wenige Sorten die Vielfalt auf dem Apfelmarkt reduzieren.
Sorten für Apfel-Allergiker?
Manche Menschen reagieren allergisch auf bestimmte Eiweiße im Apfel, vor allem in und unter der Schale.
Apfelallergiker können bereits jetzt auf bestimmte ältere Apfelsorten zurückgreifen, die oft besser verträglich sind. Sorten wie Alkmene und Roter Boskoop enthalten mehr Phenole, die das Hauptallergen in den Äpfeln inaktivieren können. Diese Phenole machen die Früchte für viele Allergiker bekömmlicher. Auch das Erhitzen von Äpfeln – zum Beispiel in Form von Kompott oder in Kuchen – kann die allergenen Proteine teilweise zerstören und damit den Verzehr sicherer machen.
Zusätzlich sind für die Zukunft neue, besonders verträgliche Apfelsorten in Entwicklung, die im Rahmen eines Forschungsprojekts getestet wurden. Diese sollen ab 2025 im Handel erhältlich sein und tragen das Siegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).
Äpfel aus Deutschland
Die wesentlichen Anbauregionen in Deutschland sind der Bodensee in Baden-Württemberg und Altes Land in Hamburg bzw. Niedersachsen. Äpfeln nehmen etwa zwei Drittel der gesamten Obstanbaufläche in Deutschland ein und werden auf zwei Arten angebaut: in Streuobstwiesen und in Obstplantagen.
Obstplantagen
Obstplantagen sind intensiv bewirtschaftete Anbauflächen mit meist niedrig wachsenden Apfelbäumen. Die Bäume stehen dichter beieinander, was die Ernte erleichtert und höhere Erträge ermöglicht. In Plantagen wird oft moderner Anbau betrieben, der auf Effizienz und Produktivität ausgerichtet ist. Hier kommen gelegentlich Pflanzenschutzmittel und Dünger zum Einsatz, um die Bäume gesund zu halten und Schädlinge abzuwehren.
Streuobstwiesen
Streuobstwiesen sind traditionelle, extensiv bewirtschaftete Wiesen mit hochstämmigen Obstbäumen. Sie prägen das Landschaftsbild und bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Bäume stehen weit auseinander, was ihnen viel Platz und Luft zum Wachsen gibt. Die Pflege ist weniger intensiv bei nur geringem oder gar keinem Einsatz von Pestiziden.
Nach der Ernte wird ein Großteil der Äpfel für die Wintermonate eingelagert. Für späte Sorten geschieht dies bei Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad Celsius. Professionell erfolgt die Lagerung in CA-Lagern (Controlled Atmosphere), wo neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt kontrolliert wird. Das benötigt Einiges an Energie.
Ein anderer Teil landet in der Weiterverarbeitung. Hier werden die Äpfel zum Beispiel zu Mus, Kompott, Dörrobst und Saft verarbeitet. Knapp 5 Liter trinkt jede:r von uns jährlich.
Äpfel aus der EU und Übersee
Obwohl Äpfel in Deutschland verhältnismäßig das am häufigsten angebaute Obst sind, können heimische Produkte nur rund die Hälfte unseres Bedarfs decken. Äpfel sind bei uns so beliebt, dass Deutschland weltweit deren größter Importeur ist.
Von September bis März kommen zum Angebot an deutschen Äpfeln die Importe aus Ländern wie Italien, den Niederlanden, Polen, Frankreich, Belgien, Österreich, Spanien und Tschechien hinzu; in den Frühjahrs- und Sommermonaten zudem Äpfel aus Chile, Neuseeland, Südafrika und Argentinien. Allerdings erfordert der Transport von Übersee viel Energie.
Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) aus dem Jahr 2020 schneiden deutsche Äpfel, die im Herbst geerntet und nach einer langen Lagerung erst im April verkauft werden, dennoch besser ab: Sie verursachen nur halb so viel CO2 wie importierte Äpfel aus Neuseeland. Der Apfel aus Neuseeland ist also nie eine gute Wahl!
Wachs auf Äpfeln?
Äpfel haben von Natur aus eine Wachsschicht auf der Schale. Je nach Sorte ist diese Schicht unterschiedlich stark. Granny Smith und Jonagold haben zum Beispiel eine dickere Wachsschicht, die sich fettig anfühlt. Diese Schicht schützt die Äpfel vor dem Austrocknen und macht sie länger haltbar.
Das "künstliche" Wachsen von Äpfeln ist in der EU erlaubt, muss aber bei Abgabe an Verbraucher:innen kenntlich gemacht werden. Gewachste Äpfel erkennt man an dem Hinweis "gewachst", der entweder auf der Verpackung oder, bei loser Ware, auf einem Schild angebracht werden muss.
Laut EU-Zusatzstoffverordnung sind zur Oberflächenbehandlung von Äpfeln neben Bienenwachs auch Candelillawachs, Carnaubawachs, und Schellack sowie Polyethylenwachsoxidate zugelassen. Candelilla- und Carnaubawachs werden aus Pflanzen gewonnen, Bienenwachs und Schellack sind tierischer Herkunft. Polyethylenwachsoxidate ist synthetischen Ursprungs und erdölbasiert. Neben Äpfeln ist der Einsatz von Bienenwachs auch bei Birnen, Ananas, Melonen, Zitrusfrüchten oder Pfirsichen möglich.
Da der Hinweis "gewachst" laut Gesetz ausreichend ist, erfahren Sie nicht, welches Wachs verwendet wurde. Wenn Sie beim Obst auf Nummer sicher gehen möchten, so können Sie auf Bio-Obst zurückgreifen, denn das darf nicht gewachst werden.
Giftige Schneewittchenäpfel?
In 2024 gab es eine Diskussion rund um die sogenannten "Schneewittchen-Äpfel". Aufgrund von starkem Regen wurden viele Äpfel in der Bodensee-Region vom Schorfpilz befallen. Um den Schorf zu bekämpfen, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) das Fungizid Folpet in der Bodenseeregion in diesem Jahr per Notfallzulassung zur Bekämpfung von Schorf auf Äpfeln und Birnen zugelassen. Zusätzlich wurden die Rückstandsgrenzwerte von 0,3 mg/kg auf 6 mg/kg erhöht.
Bevor eine solche Zulassung erteilt wird, prüft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sorgfältig, ob die Rückstände gesundheitliche Risiken darstellen. Nach dem aktuellen Wissensstand ist selbst bei einer deutlich höheren Menge an Rückständen im Obst unwahrscheinlich, dass gesundheitliche Schäden auftreten. In einem Beispiel erklärt das BfR, dass eine 60 kg schwere Person theoretisch bis zu 6 kg Äpfel (etwa 24 bis 40 Stück) an einem Tag essen könnte, ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen – nach dem heutigen Kenntnisstand – befürchten zu müssen.
Das Ziel bleibt jedoch, den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft langfristig zu reduzieren, um die Umwelt zu schonen und nachhaltigere Methoden zu fördern.
Tipps für den Einkauf
Lieblingssorte finden: Probieren Sie verschiedene Sorten aus, um Ihren Favoriten zu entdecken, und fragen Sie gezielt danach.
Regionale Äpfel: Kaufen Sie Äpfel aus Ihrer Region. Das unterstützt lokale Betriebe und schont die Umwelt durch kürzere Transportwege.
Äpfel von Streuobstwiesen: Wenn möglich, wählen Sie Äpfel von Streuobstwiesen. Sie sind oft geschmacklich interessant und fördern den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaften.
Die inneren Werte zählen: Greifen Sie auf dem Markt bewusst auch mal zu kleineren Äpfeln. Manche von ihnen landen sonst in der Saftherstellung - andere enden als Tierfutter oder in der Biogasanlage.
Äpfel lagern und zubereiten
Äpfel sollten Sie zu Hause an einem kühlen und frostfreien Ort wie im Keller oder im Kühlschrank aufbewahren. Sie sollten sie nicht zusammen mit anderem Obst und Gemüse lagern, da sie das Gas Ethylen freisetzen, welches dafür sorgt, dass andere Lebensmittel schneller reifen.
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Die Vielseitigkeit des Apfels zeigt sich in der Küche. Ob roh als Snack, verarbeitet zu Apfelmus, gebacken im Kuchen oder als Zutat in herzhaften Gerichten – die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Unterschiedliche Sorten eignen sich dabei für verschiedene Zubereitungsarten. So sind säuerliche Sorten wie Boskoop ideal zum Backen, während süßere Sorten wie Gala hervorragend roh schmecken. Und gut wissen: Die meisten Nährstoffe befinden sich in und direkt unter der Schale, weshalb Äpfel idealerweise ungeschält verzehrt werden sollten.
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