Ist Hyaluronsäure gut für Haut und Gelenke?

Stand:
Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der in der Lage ist, große Mengen Feuchtigkeit zu binden. Im Alter bildet der Körper immer weniger davon. Ob Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure diesen Effekt ausgleichen?
Hyaluronsaeure Nahrungsergänzungsmittel

Das Wichtigste in Kürze:
Wirkung nicht bewiesen

  • Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln bewerben Hyaluronsäure oft als Wundermittel gegen das Hautaltern.
  • Aus unserer Sicht fehlen wissenschaftliche Belege dafür, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure zu einer glatteren Haut und beweglicheren Gelenken bei weniger Schmerzen beitragen.
  • Anbieter hyaluronsäurehaltiger Nahrungsergänzungsmittel dürfen diese nicht mit Gesundheitsversprechen bewerben.
  • Mit schmerzhaften Gelenkbeschwerden sollten Sie sich in einer Facharztpraxis vorstellen. Produkte nur nach Rücksprache verwenden.
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Was steckt hinter der Werbung zu Hyaluronsäure?

In der Medizin wird Hyaluronsäure gezielt zur Befeuchtung der Augen sowie als Spritze zur orthopädischen Behandlung von Gelenkerkrankungen (individuelle Gesundheitsleistung für Selbstzahler), eingesetzt. Ebenso hat sie sich als beliebtes Mittel zur Faltenunterspritzung durchgesetzt. Daraufhin fand Hyaluronsäure den Einzug in viele Kosmetikartikel. Nicht zuletzt wird Hyaluronsäure vielfach als Nahrungsergänzungsmittel beworben - oft mit dem Versprechen, die Haut zu straffen oder die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern. Einige Produkte sind ohne nähere Angaben für den Anwendungsbereich im Angebot. Die Verpackung verspricht beispielsweise durch die Gestaltung mit Blättern und erfrischenden Farben häufig ein natürliches Image. Heute wird Hyaluronsäure in der Regel biotechnologisch aus pflanzlichen Rohstoffen im Labor fermentiert. Früher wurde der Wirkstoff vorwiegend aus Hahnenkämmen gewonnen. Da eine mikrobielle Verunreinigung jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, wird die Gewinnung der Substanz aus Schlachtabfällen heute kaum noch praktiziert. Hersteller verstärken mit werbenden Aussagen wie „Frei von“ Laktose oder Gluten oder „ohne Zusatz von“ Konservierungsstoffen das „natürliche" Image der Produkte.

Gut für die Haut?

Die Verpackungen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Hyaluronsäure sind häufig mit Frauengesichtern mit sehr glatter Haut bebildert. Das signalisiert geradezu, dass diese Produkte für eine "schönere" Haut sorgen können. Allerdings beziehen sich die werbenden Aussagen größtenteils auf zugesetztes  Vitamin C und Zink sowie Vitamin A. Denn Werbung wie "zum Schutz der Haut gegen Austrocknung" ist für Hyaluronsäure(-Produkte) unzulässig. Somit weichen einige Hersteller auf zulässige Werbeaussagen zur Haut für Vitamine und Mineralstoffe aus, die dem Hyaluronsäure-Produkt zusätzlich beigemengt werden. Beispiele zulässiger Werbeaussagen sind:

  • Vitamin A, Niacin, Biotin und Zink "Trägt zur Erhaltung normaler Haut bei"
  • Vitamin C: "Trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Haut bei"
     

Die Haut verdankt ihre Festigkeit und Elastizität dem Bindegewebe. Zu dessen Bausteinen zählen Kollagen und Elastin. Hyaluronsäure ist ein Hauptbestandteil des zwischen den Hautzellen liegenden Bindegewebes, füllt und stützt es. Durch ihre Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden, ist sie eine Art Schlüsselsubstanz für die Aufrechterhaltung der Wasserbalance im Gewebe und sorgt damit auch für die Straffheit der Haut. Hyaluronsäure ist nicht nur wichtig als Füllstoff und für den Aufbau der extrazellulären Matrix, in der sich Zellen teilen und entwickeln, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in vielen molekularen Steuerungsprozessen.

Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer natürlichen Abnahme des Hyaluronsäuregehaltes der Haut. Dies führt, zusammen mit dem beginnenden beginnenden Abbau von Kollagen, zum Verlust der Füllsubstanz in der Haut. Sie ist damit weniger elastisch, verliert Volumen und Spannkraft – damit entstehen Falten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Studienlage zu Hyaluronsäure und Haut bewertet. Aussagen wie "Erhalt einer guten Hautfeuchtigkeit" wurden als nicht bewiesen beurteilt. Entsprechende Aussagen für Nahrungsergänzungsmittel sind gemäß Verordnung (EU) 1066/2013 verboten.

Klinische Studien aus Japan mit 120 mg und 240 mg Hyaluronsäure pro Tag zeigen, dass eine regelmäßige und langfristige Aufnahme von Hyaluronsäure die Hautfeuchtigkeit erhöhen kann, sich trockene und raue Haut verbessert. Die Faltentiefe verringert sich, die Falten verschwinden damit aber nicht. Diese Studien wurden jedoch nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln, sondern mit speziellen diätetischen Produkten (Dietary Supplements) ähnlich unserer Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke, die zum Diätmanagement bei bestimmten Erkrankungen verwendet werden, durchgeführt.

In den letzten Jahren wurden zwar weitere qualitativ gute, jedoch sehr kleine Studien veröffentlicht, die eine positive Wirkung auf die sichtbare Hautveränderung zeigten. Diese Studien nutzten jedoch spezielle Extrakte, da dabei der Einfluss des Molekulargewichts wichtig war. Solche speziellen Extrakte sind in Nahrungsergänzungsmitteln mit Hyaluronsäure nicht zu finden, da es keine klaren Vorschriften oder Definitionen für die Zutat "Hyaluronsäure" gibt. Jeder Hersteller kann daher nach eigenem Ermessen verschiedene Formen von Hyaluronsäure verwenden, solange die Zutat als sicher gilt. Möglicherweise benötigen diese Extrakte für die EU sogar eine Zulassung als neuartige Lebensmittel, da sie wahrscheinlich vor Mai 1997 in der EU nicht in Lebensmitteln eingesetzt wurden - ähnlich wie Hyaluronsäure aus Hahnenkammextrakt (siehe unten).

Im Oktober 2022 hat die Stiftung Warentest für Schönheitsdrinks mit Hyaluronsäure und/oder Kollagen das Urteil "teuer und überflüssig" gefällt. Sie konnte für diese Nahrungsergänzungsmittel, die bis zu 120 Euro pro Monat kosten, keinerlei  aussagekräftige Belege dafür finden, dass sie die Haut von innen pflegen und dadurch Altersprozesse aufhalten oder sichtbar rückgängig machen.

Hyaluronsäure - gut für die Gelenke?

Es gibt nur wenige Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure, die explizit mit Bildern von Gelenken werben. Das sieht bei Glucosamin-Produkten ganz anders aus. Allerdings werden bei Internetangeboten oft weitere Informationen zur Funktion der Hyaluronsäure in den Gelenken aufgeführt, die nahe legen, mit der Einnahme von Hyaluronsäure eine erwünschte Funktionstüchtigkeit des Gelenkes zu erhalten oder wiederherzustellen. So heißt es dann zum Beispiel: "Kann müden Gelenken auf die Sprünge helfen".

Die Verwendung von Hyaluronsäure bei Gelenkbeschwerden (Arthrose) - besonders in den Kniegelenken - soll die Viskosität der Gelenkflüssigkeit erhöhen, den weiteren Knorpelabbau verzögern, auf der Oberfläche des Gelenkknorpels eine Schutzschicht bilden und somit Schmerzen lindern. Die von Herstellern beantragten Werbeaussagen zur Funktionsfähigkeit der Gelenke sind aber laut EFSA wissenschaftlich ebenfalls nicht bewiesen. Darüber hinaus sollen Nahrungsergänzungsmittel laut Gesetz nur fehlende Bausteine in der Ernährung ergänzen, nicht aber zur Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen. Dafür fehlen u. a. die Wirknachweise.

Aktuellere klinische Studien in Japan und den USA haben gezeigt, dass es bei bestimmten gymnastischen Übungen in einer Studiengruppe mit Hyaluronsäure gegenüber der Gruppe ohne diese Substanz deutlich weniger Knieschmerzen gab. Das bezieht sich aber nur auf von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde zugelassene Hyaluronsäure-Arzneimittel, die nicht mit den hier erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln identisch sind.

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Hyaluronsäure-Produkten achten?

  • Nachteilige Wirkungen nach Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Hyaluronsäure enthalten (120 bis 300 mg pro Tag), sind bislang nicht bekannt. In einigen Erfahrungsberichten wird eine Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung beschrieben, wissenschaftlich belegt ist das nicht.
  • Am ehesten sind (pseudo-)allergische Reaktionen zu erwarten.
  • Einige Produkte werben mit "allergenfrei" und auch mit "vegan". Während früher Hyaluronsäure ausschließlich aus tierischen Quellen (vorwiegend Hahnenkämme oder Rinderaugen) gewonnen wurde, wird sie heute auch mithilfe von gentechnisch veränderten Bakterien erzeugt. Dabei wird die Hyaluronsäure durch bakterielle Fermentation gewonnen: Die Bakterien werden in Fermentationsanlagen kultiviert, um Hyaluronsäure zu produzieren. Das Endprodukt wird anschließend durch mehrere Filtrationsschritte gereinigt, was das Allergierisiko minimiert.
  • Die Zutat "Hahnenkammextrakt" ist zwar als neuartiges Lebensmittel zugelassen - da sie in Europa üblicherweise nicht verzehrt wird, unterliegt sie einer Zulassungspflicht. Sie darf in fermentierten Milchgetränken und joghurtähnlichen Erzeugnissen sowie Frischkäse (Fromage frais) verwendet werden, aber nicht für Nahrungsergänzungsmittel.
  • Unklar ist, welche Menge Hyaluronsäure optimal ist und welches Molekulargewicht die beste Wirkung erzielt. Einige Hersteller geben die Molekülgröße an, dabei wird meist zwischen zwei Größen unterschieden: Hochmolekulare (1500 kDa und größer) und niedermolekulare Hyaluronsäure (50 kDa und kleiner). kDa steht für Kilodalton und bezeichnet die Molekülmasse der Hyaluronsäure.
  • In einer Untersuchung hat sich gezeigt, dass vor allem Moleküle im Bereich einer Größe zwischen 800 und 1500 kDa aufgenommen wurden. Eine geringere Molekülgröße könnte jedoch die besonderen Eigenschaften der Hyaluronsäure, insbesondere ihre Fähigkeit, Wasser zu binden, beeinträchtigen.

Wofür braucht der Körper Hyaluronsäure?

Hyaluronsäure (auch: Hyaluronan) ist im ganzen Körper vorhanden. Sie wird durch spezifische Proteine in der Zellmembran des Körpers gebildet. Hauptvorkommen ist das Bindegewebe (über 50 Prozent befindet sich in der Haut), der extrazelluläre Raum (alle mit Flüssigkeit gefüllten Räume außerhalb der Zellen) sowie der Glaskörper des Auges. Auch bei den Bindegewebshüllen (Faszien), die wie ein Netz Muskeln, Knochen und Organe umhüllen, dient die Hyaluronsäure als Schmiermittel und unterstützt den Bewegungsapparat. Sie ist zudem wichtiger Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und Baustein des Gelenkknorpels.

Hyaluronsäure ist ein Polysaccharid (Mehrfachzucker), das aus 250 bis 50 000 Disaccharid-Einheiten (Zweifachzucker) bestehen kann. Das lange Molekül bildet stark verwickelte Netzwerke. Durch diese räumliche Struktur kann es viel Wasser binden und so zur Stabilität und reibungsfreien Bewegung der Gelenke beitragen. Hyaluronsäure erhöht die Viskosität der Gelenkflüssigkeit mit ihren Eigenschaften wie Schmieren, Dämpfen und Filtern. Im Bereich der Haut sorgt die Hyaluronsäure für Elastizität und Straffheit des Bindegewebes.

Mit der Nahrung aufgenommene Hyaluronsäure verbleibt nur kurze Zeit im Körper. Somit muss der Körper ständig für Nachschub sorgen. Die körpereigene Produktion nimmt mit zunehmendem Alter ab, was zu den typischen Alterserscheinungen beitragen kann. u. a. Faltenbildung, Gelenkbeschwerden und Probleme in den Wirbelzwischenräumen.

Neben diesen bekannten Funktionen von Hyaluronsäure existieren weitere Aufgaben im Körper, wie z. B. bei der Wundheilung, als UV-Schutz in der Haut und als Radikalfänger. Die Wirkungsweise ist bislang noch nicht vollständig geklärt.

Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?

Bisher ist noch nicht ausreichend geklärt, ob und auf welche Weise Hyaluronsäure im menschlichen Stoffwechsel aufgenommen wird. Aufgrund der körpereigenen Produktion wird Hyaluronsäure nicht als lebenswichtiger Nährstoff angesehen. Eine Studie ergab, dass hyaluronhaltige Lebensmittel unter anderem Fische, wie Makrele und Goldbrasse, das Knorpelgewebe von Rind, Schwein und Huhn sowie daraus hergestellte Knochenbrühen umfassen. Hyaluronsäure soll nicht nur in tierischen, sondern auch in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen: Kartoffeln, Süßkartoffeln, grünes Blattgemüse und Bananen, Mandeln, Cashewkerne oder sojabasierte Lebensmittel wie Tofu. Darauf verweisen viele Hersteller von Kosmetikprodukten, allerdings ohne dafür wissenschaftliche Quellen zu benennen.

Tipp:
Eine abwechslungsreiche Kost mit Vitaminen und Mineralstoffen, ausreichend Trinken (2 Liter pro Tag) sowie regelmäßige Bewegung und Muskelkräftigung sind entscheidend für die Knochengesundheit und unterstützten den Erhalt stabiler Knochen bis ins hohe Alter. Der ständige Knochenumbau wird durch mechanische Reize, wie Be- und Entlastung, angeregt. Geeignete Bewegungsarten, bei denen Sie die Gelenke schonend bewegen und die Muskeln stärken, sind z.B. Gehen/Walking, Radfahren, Schwimmen, oder Wassergymnastik. Damit Gelenkknorpel und auch Bandscheiben ihre „Stoßdämpferfunktion“ ausüben können, ist es wichtig, dass Sie ausreichend trinken. Regelmäßiger Sport unterstützt ebenso Übergewicht abzubauen. Damit wird eine zusätzliche Gelenkbelastung vermieden und Gelenkgesundheit unterstützt.

Eine gesunde Ernährung und ausreichend Flüssigkeit (idealerweise Wasser und ungesüßter Tee) tragen ebenfalls zur Verlangsamung der Hautalterung bei. Im Gegensatz dazu wirken sich Alkohol, Zigarettenrauch und Schlafmangel negativ auf die Zellerneuerung und Hautelastizität aus. Schützen Sie Ihre Haut vor UV-Strahlen und pflegen Sie sie mit entsprechender Feuchtigkeitscreme, vor allem an kalten Tagen.

Weitere Informationen:

Nahrungsergänzungsmittel für den Bewegungsapparat

Kniearthrose, gesundheitsinformation.de, Stand: 10.04.2024

Hüftarthrose, gesundheitsinformation.de, Stand: 08.05.2024

 

Quellen:


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EFSA (2009): Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to hyaluronic acid and maintenance of joints (ID 1572, 1731, 1932, 3132). EFSA Journal 2009; 7(9):1266, zuletzt abgerufen am 21.10.2024

Verordnung (EU) Nr. 1066/2013 der Kommission vom 30.10.2013 zur Nichtzulassung bestimmter anderer gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel als Angaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung und die Gesundheit von Kindern

Durchführungsbeschluss (2013/705/EU) der Kommission vom 29.11.13 zur Genehmigung des Inverkehrbringens von Hahnenkammextrakt als neuartige Lebensmittelzutat im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates

OLG Düsseldorf, Urteil vom 31.01.12, Az. I-20 U 92/11, zuletzt abgerufen am 21.10.2024

Allergierisiko durch Hyaluronsäure? Gute Pillen –schlechte Pillen (2) 2018: S. 14-5, zuletzt abgerufen am 21.10.2024

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