Marktanalyse 2023: Kosten für Weihnachtsgerichte in NRW stark gestiegen

Stand:
Trotz der aktuell gesunkenen Inflationsrate bleiben Lebensmittel teuer. Das bekommen Verbraucher:innen auch am Weihnachtsfest zu spüren: Die Preise für die Zutaten typischer Weihnachtsgerichte sind im Durchschnitt um 27 Prozent gestiegen.
Gedeckter Tisch mit Kerze, Tassen, Plätzchen, im Hintergrund ein Tannenbaum mit leuchtenden Lichtern

Das Wichtigste in Kürze:

  • Marktanalyse der Verbraucherzentrale NRW: Nach Preisvergleichen von Grundnahrungsmitteln im März und Mai 2023 haben wir uns im Oktober 20023 die Preisentwicklung klassischer Zutaten für typische Gerichte der Weihnachtszeit angesehen.
  • Trotz der seither gesunkenen Inflationsrate bleiben Lebensmittel überdurchschnittlich teuer.
  • Deutliche Preissprünge – bis zu 74,6 Prozent mehr – gab es zwischen 2021 und 2023 bei Zucker, Mehl, Kartoffeln und Wurstkonserven.
  • Besonders der Preisvergleich über 2 Jahre zeigt die finanzielle Belastung.
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Preisvergleich für typische Weihnachtsgerichte

Über die Weihnachtstage kommen bei vielen Menschen vor allem Klassiker auf den Tisch: Würstchen mit Kartoffelsalat, Raclette, Rinderrouladen mit Klößen und Rotkohl. Aber auch Plätzchen, Lebkuchen, Stollen & Co. gehören zum Fest.

Wir haben nicht nur die Preissteigerungen für die typischen Zutaten im Jahr 2023 zugrunde gelegt. Vielmehr wurde die Preisentwicklung rückwirkend bis zum Sommer 2021 unter die Lupe genommen – denn die Lebensmittelpreise sind seitdem besonders stark gestiegen. So kann man die Realität an der Supermarktkasse korrekt abbilden. Die Inflation hat sich zwar verlangsamt, die Lebensmittelpreise verharren jedoch auf einem sehr hohen Niveau. Die Daten des Statistischen Bundesamtes und der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) zeigen: Verbraucher:innen müssen in manchen Fällen bedeutend tiefer in die Tasche greifen als in den Vorjahren.

Die Unterschiede im Zweijahresvergleich

Sämtliche untersuchten Zutaten sind im Zweijahresvergleich zwischen Oktober 2021 und Oktober 2023 gestiegen. So kosteten beispielsweise Kohlgemüse und Butter im Oktober 2023 jeweils 29,5 und 12,6 Prozent mehr als im selben Monat 2021. Deutsche Markenbutter kostete im Oktober 2023 durchschnittlich 1,45 Euro je 250 Gramm. Wurstkonserven waren im Vergleich zu 2022 um 15,4 Prozent teurer, im Zweijahresvergleich sogar um 34,6 Prozent. Sie kosteten im Oktober 2023 im Durchschnitt 9,13 Euro je Kilogramm. Vegane Wurstalternativen sind ohnehin deutlich teurer, dafür mussten Verbraucher:innen 2023 durchschnittlich 13,45 Euro je Kilogramm zahlen. Auch Kartoffeln und Weizenbrot sind deutlich im Preis gestiegen: Im Oktober 2023 kosteten diese Lebensmittel 33,8 Prozent bzw. 26,9 Prozent mehr. Für Margarine zahlten Verbraucher:innen 2023 zwar nur 8,1 Prozent mehr als ein Jahr davor, aber 50,8 Prozent mehr als 2021. Für das Plätzchenbacken unverzichtbar ist zudem Weizenmehl. Zwischen Oktober 2021 und Oktober 2023 ist es um 69,6 Prozent im Preis gestiegen. Im Vergleich zum Oktober 2022 entspricht die Steigerung "nur" 24,5 Prozent.

Die Grafik zeigt Unterschiede ausgewählter Durchschnittspreise für Lebensmittel von Oktober 2023 gegenüber Oktober 2021. Würstchen mit Kartoffelsalat: Wurstkonserve +34,6%, vegane Wurstalternative +15,2%, Kartoffeln +33,8%, Gurkenkonserven +28,0%. Rinderrouladen mit Rotkohl & Klößen: Rinderrouladen +18,2%, Kohlgemüse +29,5%, Kartoffelkloßmehl +30,1%, Apfelmus +34,7%. Weihnachtsgebäck: Weizenmehl +69,6%, Zucker +74,6%, Butter +12,6%, Margarine +50,8%, Eier +22,0%. Raclette: Schnittkäse +38,9%, Weißbrot +26,9%, Paprika +29,3%, frische Pilze +21,9%.

Woher kommen die Preissteigerungen?

Auch wenn die Inflationsrate zwischenzeitlich deutlich gesunken ist, ist das Preisniveau für Lebensmittel in wenigen Jahren erheblich gestiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Gestiegene Kosten für Energie und Importgüter, Arbeitskräftemangel und höhere Personalkosten, der Klimawandel und Ernteausfälle – aber auch versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte durch Unternehmen in der Nahrungsmittelbranche. Nahrungsmittel waren seit März 2023 die Haupttreiber der Inflation. Insgesamt waren sie im Oktober 2023 rund 27 Prozent teurer als zwei Jahre davor.


Preis-Checks von Lebensmitteln im März und Mai

Anfang und Mitte 2023 haben wir die Preise von 19 Grundnahrungsmitteln in 20 Filialen von 4 großen Einzelhändlern in NRW-Großstädten verglichen: Blumenkohl, Möhren, Äpfel, Bananen, Kartoffeln, Weizentoastbrot, frische Weizenbrötchen, Weizenmehl Typ 405, Spaghetti, Parboiled Reis, frische Milch, Joghurt, Gouda, Eier, Hackfleisch, Hühnerbrust, Kidneybohnen, Sonnenblumenöl und Butter. Die Checks haben wir am 21. März und 9. Mai 2023 durchgeführt.

Bei 17 der 19 verglichenen Lebensmittelpreise im Mai gab es Unterschiede von mehr als 100 Prozent. Ein Blumenkohl kostete zum Beispiel in einem Geschäft 0,99 Euro, in einem anderen zur gleichen Zeit dagegen 4,99 Euro – ein Unterschied von 404 Prozent. 500 Gramm Spaghetti kosteten je nach Einkaufstätte und Marke zwischen 1,58 Euro und 6,58 Euro je Kilo – die Preisspanne liegt damit bei 316 Prozent. Und der Preis eines Liters Sonnenblumenöl bewegte sich zwischen 1,99 Euro und 6,12 Euro – ein Unterschied von 207 Prozent. Die größte Preisspanne gab es bei Kartoffeln mit 454 Prozent, die geringste bei Hühnerbrust der Haltungsstufe 2 mit 69 Prozent. Bei Butter reichten die Preise von 5,56 Euro bis 15,16 Euro pro Kilogramm.

Der insgesamt teuerste Einkauf am 9. Mai kostete 71,58 Euro. Am 21. März waren es 62,93 Euro. Wenn wir  in verschiedenen Märkten und Städten eingekauft hätten, wäre eine maximale Ersparnis von 36,80 Euro (30,95 Euro im März) möglich gewesen. Ein vergleichbarer Warenkorb hätte 34,78 Euro gekostet. Wer gezielt einkauft und No-Name-Produkte wählt, kann den Geldbeutel schonen.

Sind Eigenmarken immer günstiger als Markenprodukte?

Generell ja – einzige Ausnahme waren Markenprodukte im Sonderangebot. Ohne Sonderaktionen zu berücksichtigen waren Eigenmarken in allen Einkaufsstätten günstiger als vergleichbare Markenprodukte. Besonders auffällig war außerdem, dass die Preise der Eigenmarken in der Regel gleich oder kaum unterschiedlich waren, während es bei klassischen Markenprodukten große Preisspannen zwischen einzelnen Filialen gab.

Unterschiede in der Qualität gibt es zwischen Eigenmarken und Markenprodukten kaum. Das hat die Stiftung Warentest Anfang 2023 beim Vergleich von 786 Marken- und 628 Eigenmarken-Produkten gezeigt. Obwohl gerade in der Hochphase der Lebensmittelpreiskrise die Preise bei Eigenmarken stärker gestiegen sind als bei Markenware, lässt sich dort immer noch Geld sparen.

Sind Discounter immer günstiger als Supermärkte?

Nein, nicht pauschal. Unsere Preisvergleiche im Mai und März haben gezeigt, dass Blumenkohl, Butter und Sonnenblumenöl bei Discountern mit am teuersten waren.

Warum führen wir diese Untersuchungen durch?

Die monatlich veröffentlichten statistischen Daten zu Lebensmittelpreisen zeigen nicht die ganze Verbraucherrealität. Denn die offiziellen statistischen Inflationsdaten stellen Durchschnittswerte dar, welche auf Monats- und Vorjahresvergleichen beruhen. Durchschnitte und Vorjahresvergleiche reichen jedoch nicht aus, um das ganze Bild zu zeigen. Sie verschleiern die Auswüchse des Markts: Die Realität an der Supermarktkasse sieht nämlich ganz anders aus. Hier haben gleiche bzw. vergleichbare Produkte oft extrem unterschiedliche Preise. Wie diese Diskrepanzen zustande kommen ist unklar – offensichtlich führen sie aber am Ende zu sehr großen Unterschieden auf dem Kassenzettel. Zudem werden dabei Durchschnittspreise ermittelt und keine Verbraucherpreise konkreter Produkte und Marken ausgewertet. So gibt beispielsweise der statistische Verbraucherpreis für Butter keine Auskunft darüber, ob es sich um günstige No-Name-Butter oder teure Markenbutter handelt.

Forderung: Transparenzstelle und Kennzeichnungen

Aus den Ergebnissen der Marktchecks ziehen wir unter anderem Schlüsse für unsere politischen Forderungen. Eine davon ist die Schaffung einer Monitoringstelle, die Lebensmittelpreise konkreter Produkte und Marken systematisch und dauerhaft auswertet. Damit ließen sich mögliche Mitnahmeeffekte und versteckte Preiserhöhungen von Händlern und Herstellern aufdecken und in Einzelfällen verfolgen.

Ebenso wichtig wäre eine deutliche Kennzeichnung von Preiserhöhungen in der Werbung und am Supermarktregal. Damit wären versteckte Preiserhöhungen vom Tisch.

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