Nicht nur bei Free to Play: Wenn Gamer in Spielen zahlen sollen

Stand:
Aus "Free to Play" wird schnell "Free to Pay" – so genannte Mikro-Transaktionen sind nicht nur in kostenfreien Spielen ein Ärgernis. Besonderes Problem: Lootboxen.
Eine Hand hält ein Smartphone mit der Aufschrift "FREE TO PLAY". Um die Schrift sind viele Münzen und Diamanten zu sehen, das Gerät steht auf einem Sandstrand mit Diamanten.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit In-App-Käufen lassen sich Hersteller kostenloser Spiele-Apps ihre Programme finanzieren.
  • Geschickte Anreize verleiten Spieler dazu, echtes Geld auszugeben – um schneller voran zu kommen oder Vorteile gegenüber anderen Spielern zu haben.
  • Auch bei kostenpflichtigen Spielen für PC und Konsolen, halten die Methoden immer häufiger Einzug.
  • Die Verbraucherzentrale NRW fordert mehr Transparenz vor dem Kauf oder der Installation von Spielen.
Off

Per Smartphone werden mit Goldtalern, Diamanten und Herzen in der virtuellen Spielewelt Siedlungen gebaut, reizvolle Gärten angelegt und Gegner besiegt. Hersteller von Action-, Strategie- und Rollenspielen wie Clash Royal, Candy Crush Soda Saga oder Pokémon Go bieten Spiele-Apps zum kostenlosen Download für Smartphones und Tablets an. Für viele Spiele-Macher ist das System der "Free to Play-Games" ein einträgliches Geschäftsmodell. Denn "free to play" kann durchaus zur Kostenfalle werden. Wenn das geschenkte Kapital, Leben oder die Ressourcen verspielt sind, müssen Spieler z. B. unangenehme Wartezeiten in Kauf nehmen. Es sei denn, sie zahlen fürs schnellere Weiterkommen je nach Spiel von 99 Cent bis zu 99 Euro, um etwa Spielebeschleuniger (Booster) kaufen zu können. Unterm Strich animieren Spielemacher die Nutzer oftmals äußerst geschickt, den kostenlosen Sektor zu verlassen und den Spieleverlauf durch den Zukauf von vielerlei Elementen voranzutreiben. Wer sich ein Free to Play-Game auf sein Smartphone lädt, kommt durch geschickte Programmierungen auf den Spieletrip und kann hierbei die Kostenkontrolle verlieren.

Die Verbraucherzentrale NRW fordert deutliche Information über Bezahlinhalte und ihre konkreten Kosten in Euro vor der ersten Nutzungsmöglichkeit von Games. Das gilt insbesondere für die unterschiedlichen Kategorien an In-App-Käufen und die Einflüsse auf das Spielerlebnis. Das dient nicht zuletzt auch dem Schutz von Minderjährigen, die eine maßgebliche Zielgruppe sind.

Ein besonderes Problem stellen die so genannten Lootboxen dar, welche man mit echtem Geld kaufen kann. Hier kauft der Spieler nämlich keine konkreten virtuellen Gegenstände oder Währungen, sondern bezahlt Geld für Überraschungen. Die stecken meistens in Beutekisten. Man weiß oft weder, was enthalten ist, noch wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, die benötigten Dinge zu erhalten. Vor allem besteht die Gefahr, dass Spieler den gewünschten Spielinhalt gar nicht erhalten und für die gekauften Inhalte keinen Bedarf haben.

In-Game-Käufe auch bei Vollpreisspielen

"Pay2win"-Mechaniken haben aus unserer Sicht in Vollpreisspielen nichts zu suchen.

Inzwischen versuchen auch die Hersteller kostenpflichtiger Spiele, über Mikro-Transaktionen (also das Ausgeben kleiner Geldbeträge in einer Software) ihren Umsatz zu steigern – das Geschäftsmodell ist auch unter dem Begriff "Games as a Service" bekannt. Ähnlich wie auf dem Smartphone kann es somit auch an Computer und Konsole manchmal schneller oder leichter voran gehen, wenn der Spieler echtes Geld investiert. Für aktuelle Videospielkonsolen liegt der Preis neuer Games bei 60 bis 70 Euro.

Unsere Forderung nach mehr Transparenz gilt hier umso mehr. Denn gerade bei Multiplayer-Games besteht das Risiko, dass kaufbare Lootboxen nicht nur kosmetische Inhalte enthalten, sondern sich unmittelbar aufs Spielgeschehen auswirken. So können sich Spieler direkt Vorteile gegenüber anderen verschaffen. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Spieler, die es sich leisten können und wollen, zusätzliches Geld zu investieren. Dieses "Pay2win" genannte Prinzip hat aus unserer Sicht nichts in Vollpreisspielen zu suchen. Spieler sollten vor allem bei Vollpreisspielen die Möglichkeit haben, frühzeitig solche Mechaniken zu erkennen.

Telefonberatung in Nordrhein-Westfalen

So erreichen Sie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Unsere Beratungsstellen erreichen Sie per Telefon und E-Mail. Auch über eine zentrale Hotline, das zentrale Kontaktformular auf unserer Internetseite sowie bei Facebook, Instagram und Twitter können Sie uns kontaktieren.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.