Umweltbewusst entkalken

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Einige Entkalkungs- und Reinigungsmittel belasten das Trinkwasser und die Umwelt. Hier lesen Sie, worauf Sie beim Kauf der Mittel achten können oder welche Alternativen es gibt, um die Belastung zu reduzieren.
Zu kochen beginnendes Wasser in einem gläsernen Wasserkocher auf der Arbeitsplatte einer Küche, dahinter unscharf ein Kaffeevollautomat.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Industriechemikalie Sulfamidsäure/Amidosulfonsäure wird vor allem in Entkalkungsmitteln und säurehaltigen Reinigungsmitteln für Bad und WC eingesetzt.
  • Sie ist biologisch schwer abbaubar, wird von den Kläranlagen und bei der Trinkwasseraufbereitung nicht entfernt und landet deshalb im Leitungswasser. Sie gilt nicht als gesundheitsschädlich, aber als schädlich für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
  • Um die Belastung zu reduzieren, achten Sie beim Entkalken von Wasserkochern, Kaffeemaschinen oder Kaffeevollautomaten sowie bei Badreinigern auf biologisch abbaubare organische Säuren wie Milch-, Äpfel-, Essig- oder Zitronensäure.
  • Diese Tabelle zeigt, welche Hersteller in ihren Reinigern auf Sulfamidsäure verzichten.
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Wer in einer Region mit hartem Wasser wohnt, kennt das: Wasserkocher, Perlatoren, Kaffeemaschinen und Kaffeevollautomaten sind regelmäßig verkalkt. Eigentlich sind die für die Wasserhärte verantwortlichen Magnesium- und Calciumionen wichtige Mineralstoffe. Im Bad hinterlässt hartes Wasser aber unschöne Flecken.

Sulfamidsäure bedroht Wasserorganismen

Viele industrielle Mittel enthalten eine Chemikalie namens "Sulfamidsäure", häufig auch "Amidosulfonsäure" genannt. Weitere Bezeichnungen sind Sulfaminsäure, Sulfamic/Suphamic Acid und Sulfamidic/Sulphamidic Acid. Diese Industrie-Chemikalie wird von den Kläranlagen nicht zurückgehalten und ist daher in Oberflächengewässern, im Grundwasser- und sogar im Trinkwasser nachweisbar. Sulfamidsäure schädigt mit langanhaltender Wirkung Wasserorganismen. In Reinigern kann sie, wie viele Säuren, Haut und Augen reizen. Als gesundheitsschädlich ist sie bisher aber nicht eingestuft.

Sulfamidsäure lässt sich selbst mit aufwendigen Trinkwasseraufbereitungsverfahren nicht aus dem Rohwasser entfernen. Als Konsequenz landet die Säure im Leitungswasser – in solchen Mengen, dass der Vorsorgewert des Umweltbundesamtes von 0,010 mg/l manchmal überschritten wird. Ein Trinkwasser-Vorsorgewert ist die Konzentration, die auch bei lebenslanger Ausschöpfung als gesundheitlich ausreichend sicher gilt. Neben der industriellen Verwendung von Sulfamidsäure trägt vor allem der Einsatz in privaten Haushalten maßgeblich zur Gewässerbelastung bei.

Welcher Reiniger hat keine Sulfamidsäure?

Zum Entkalken von Geräten und um Kalkflecken im Bad zu beseitigen, gibt es umweltverträglichere, biologisch abbaubare Säuren. Leider ist oft erst über Datenblätter im Internet erkennbar, welche Säuren in Entkalkern oder Reinigern enthalten sind. Denn die Inhaltsstoffe müssen auf der Packung nicht einzeln aufgeführt werden. Für Verbraucher:innen ist eine solche Recherche jedoch sehr aufwendig.

Daher hat die Verbraucherzentrale NRW einen Marktcheck zu Entkalkungsmitteln für Kaffeemaschinen bzw. -vollautomaten durchgeführt. In dieser Tabelle sehen Sie, welche Reinigungsmittel Sulfamidsäure enthalten und welche nicht.

Die wichtigsten Informationen zu Sulfamidsäure und wie sie sich vermeiden lässt

In welchen Reinigern muss ich mit Sulfamid-Säure rechnen?

Sulfamidsäure wird vor allem in Entkalkungsmitteln, aber auch in WC-Reinigern, Badreinigern und sauren Putzmittel- sowie Entkalkungs-Tabs eingesetzt. In Neutral- und Allzweckreinigern oder in Handspülmitteln wird sie dagegen nicht verwendet.

Welche Alternativen eignen sich zum umweltfreundlicheren Entkalken?

Organische Säuren wie Essig-, Äpfel-, Milch- oder Zitronensäure lösen ebenfalls Kalkablagerungen auf und sind biologisch vollständig abbaubar. Schauen Sie in der Gebrauchsanweisung nach, welche Säuren zum Entkalken Ihrer Geräte empfohlen werden. Falls der Hersteller dort ausschließlich Sulfamidsäure nennen sollte, fragen Sie ihn, ob auch organische Säuren wie Milch- oder Zitronensäure geeignet sind.

Wie kann ich Kalk umwelt- und materialschonend entfernen?

Bei Wasserkochern lässt sich zum Entkalken bedenkenlos Zitronensäure verwenden, die es in Pulverform oder in Wasser gelöst in Flaschen zu kaufen gibt. 
Die heiße Zitronensäure-Lösung aus dem Wasserkocher lässt sich anschließend noch zur Reinigung des WCs weiterverwenden.

Können Materialschäden durch das Entkalken entstehen?

Säuren, auch biologisch abbaubare wie Essigsäure, können z.B. verchromte Materialien wie Armaturen oder Perlatoren angreifen. Allerdings sind Materialschäden immer auch eine Frage der Einwirkdauer. Daher empfiehlt es sich, saure Badreiniger sofort nach der Anwendung von verchromten Armaturen wieder abzuspülen und diese trocken zu wischen.

Säuren sollten in Geräten wie Kaffeemaschinen und -vollautomaten nur so lange wie zum Entkalken nötig einwirken – also diese beispielsweise nicht über Nacht im Gerät lassen! Nach dem Entkalken sollten Sie diese sofort mit Wasser ausspülen – auch um zu vermeiden, dass versehentlich die Säure getrunken wird.

Achtung: Marmor und viele Natursteine werden von allen sauren Reinigern, also auch von organischen Säuren, angegriffen. Deshalb sind für diese Materialien ausschließlich Neutralreiniger geeignet. 

Worauf kann ich beim Kauf neuer Kaffeevollautomaten achten?

Kaffeevollautomaten gehören zu den komplexer aufgebauten Geräten, weil viele unterschiedliche Materialien verbaut sein können. Einige namhafte Hersteller bieten passende Entkalkungsmittel ohne Sulfamidsäure an, z.B. auf der Basis von Milchsäure. Sie könnten schon bei der Auswahl eines neuen Geräts prüfen, ob es sich mit umweltverträglichen Säuren entkalken lässt. Angaben dazu finden Sie in der Regel in der Gebrauchsanweisung. Im Zweifel können Sie beim Hersteller nachfragen.

Wie verlässlich sind Werbeaussagen der Entkalker?

Mittel mit Sulfamidsäure werden trotz der Probleme für das Trinkwasser und die Umwelt und trotz ihrer hohen Säurestärke oft als "sanft", "effektiver" oder sogar als "umweltfreundlich" beworben. Daher sollten Sie trotz solcher Werbeaussagen im Internet nach Datenblättern des Entkalkers suchen, um zu prüfen, ob Sulfamidsäure enthalten ist.

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