Regionale Lebensmittel - nicht immer aus der Region

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Lebensmittel aus der Region sind frisch, deren Anbau ist umweltfreundlich. Beim Kauf sollten Sie allerdings darauf achten, nicht auf vorgetäuschte Regionalität hereinzufallen. Der Begriff "Region" ist gesetzlich nicht geschützt.
Auf einem Marktstand liegen Gemüse und Salate aus, ein Schild weist auf regionale Hersteller hin.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Begriff "Region" ist gesetzlich nicht geschützt. Beim Einkauf regionaler Lebensmittel sollten Sie deshalb immer nachfragen, wofür die Angabe "regional" steht.
  • Lassen Sie sich nicht von unbestimmten Werbebegriffen wie "aus der Region" oder "von hier" täuschen!
  • Achten Sie auf konkrete Regionsangaben wie Rheinland, Uckermark oder Markgräflerland, auf die Angaben im Regionalfenster oder kaufen Sie direkt beim Bauern.
  • Wer saisonale Lebensmittel aus der Region kauft, bekommt nicht nur Frische und Geschmack. Gleichzeitig unterstützen Sie die lokalen Produzenten.
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Was bedeutet "regional" bei Lebensmitteln?

Der Begriff "Region" ist gesetzlich nicht definiert und wird unterschiedlich verwendet. Ein regionales Produkt sollte daher "aus der Region für die Region" sein. Dann wird es innerhalb einer abgegrenzten Region erzeugt, verarbeitet und vermarktet. Viele Menschen verstehen unter ihrer Region den Großraum um ihren Wohnort, zum Beispiel ihren Landkreis, ihr Bundesland oder bestimmte Naturräume wie die Eifel, das Vogtland oder den Taunus.

In der Werbung sind die Begriffe "regional" und "Region" oft wenig nachvollziehbar. Auch Bezeichnungen wie "von hier" oder "Heimat" sollen vermeintlich auf eine regionale Herkunft verweisen. Das kann z.B. "regionaler" Kaffee sein, da er in der Nähe geröstet wird. Die Kaffeebohnen kommen aber aus Übersee. Oder Möhren werden als Heimatprodukt bezeichnet, aber 500 Kilometer entfernt vom Supermarkt angebaut.

Der bundesweite Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, dass viele so beworbene Lebensmittel alles andere als regional sind, sondern teilweise erhebliche Entfernungen zurücklegen.

Sie sollten daher auf den Etiketten oder Internetseiten der Hersteller nachschauen und auf Wochenmärkten und Verkaufsständen nachfragen.

Sind regionale Lebensmittel besser?

Viele Menschen kaufen regionale Lebensmittel, da sie die Erzeuger vor Ort und somit die regionalen Landwirte stärken wollen. Sie schätzen zudem den Geschmack und die Frische von Obst und Gemüse, das in der Saison reif geerntet wurde. Die Lebensmittel gelangen auf kurzen Transportwegen zum Handel und damit zu den Verbraucher:innen.

Regionale Lebensmittel sind nicht automatisch hochwertiger als Produkte aus anderen Gegenden. Auch in der Region kann das Gemüse aus beheizten Gewächshäusern stammen oder es werden viele Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Tiere müssen in Deutschland nach den geltenden Gesetzen gehalten werden. Das für die Tiere in der eigenen Region aber ein höherer Tierschutzstandard gilt, ist nicht gesagt. Auch sind sie nicht unbedingt klimafreundlicher, denn die Transporte machen oftmals nur einen kleinen Teil der Klimabilanz aus.

Einige Regionalzeichen garantieren deshalb neben der regionalen Herkunft zusätzliche qualitative, ökologische und soziale Kriterien, wie zum Beispiel gentechnikfreie Fütterung. Wenn Sie Lebensmittel aus der Region kaufen, tragen Sie unter Umständen auch zur Landschaftspflege bei. Etwa, wenn Bauern ihre Rinder auf ausgedehnten Weideflächen grasen lassen oder Streuobstwiesen pflegen. Das kann sich zwar je nach Saison negativ auf die CO2-Bilanz auswirken. Dafür aber nutzt es der Insekten- und Tiervielfalt auf diesen Flächen.

So erkennen Sie regionale Lebensmittel

Eiercode zeigt Bundesland

Ein Eiercode mit x-DE-05 xxxx: Die Nummer 05 ist das Zeichen für Eier aus NRW. Der Verpacker steht mit Adresse auf der Verpackung – dieser kann auch in anderen Regionen oder Ländern sein. Die Ziffern für die anderen Bundesländer finden Sie in diesen ausführlichen Informationen zum Eiercode.

Regionalfenster

Das Regionalfenster gibt Auskunft über die Herkunftsregion, wo das Produkt verarbeitet wurde, wie viele regionale Zutaten dabei verwendet wurden sowie die Kontrollstelle. Es bietet daher eine gute Orientierungshilfe, garantiert aber nicht, dass das Produkt aus der Region stammt. Schauen Sie deshalb genau hin, denn die gesiegelten Produkte können deutschlandweit vermarktet werden:

  • Woher kommt das Produkt? Deckt sich der Herkunftsort mit Ihrer Erwartung? Oder sind zwei oder mehr Bundesländer als Großregion angegeben?
  • Wo wurde es verarbeitet? Hat das Produkt schon etliche Transportkilometer hinter sich?
  • Wie hoch ist der Anteil an regionalen Zutaten? Liegt er nur bei 55 Prozent oder sind es gute 90 Prozent?
Angabe des Erzeugers oder einer klar abgrenzbaren Region

Bei unverarbeiteten Lebensmitteln wie etwa Kartoffeln, Erdbeeren oder Spargel sollte die Adresse des Erzeugers genannt sein. Oder zumindest dem Ort oder die Region, wie etwa der Niederrhein oder Ostfriesland.

Geschützte Ursprungsbezeichnung

Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung", oder abgekürzt (g.U.), gibt eindeutig Auskunft über die Herkunft. Diese Lebensmittel müssen im festgelegten Gebiet nach bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden.  Beispiele sind der "Allgäuer Emmentaler" oder der "Parmaschinken". Nur wenige Lebensmittel tragen allerdings dieses Zeichen.

Siegel von Regionalinitiativen

Regionalinitiativen sind Zusammenschlüsse kleinerer Erzeuger, Verarbeiter und Gastronomen. Oft gehören auch Naturschutz- und Kirchenverbände dazu, die ihre regionalen Lebensmittel gemeinsam vermarkten. Die einzelnen Regionalinitiativen legen selbst Qualitäts-Anforderungen sowie Kontrollregeln fest. Die Fülle an Initiativen mit ihren unterschiedlichen Kriterien macht es für Verbraucher:innen allerdings schwer, den Durchblick zu behalten. Die Initiativen wollen daher allgemein gültige Basiskriterien schaffen.

  • Beispielsweise vergibt der Verein Regionalbewegung NRW die Auszeichnung "REGIONAL PLUS – fair für Mensch und Natur" an Initiativen, die Regionalität, Umwelt- und Naturschutz sowie Qualitätssicherung garantieren. 
  • Auf dem Regio-Portal können Sie Regionalinitiativen bundesweit suchen und sich über die Kriterien informieren.
Qualitätszeichen der Bundesländer

Die regionalen Qualitätszeichen der einzelnen Bundesländer haben jeweils unterschiedliche Kriterien. So kommen die Rohstoffe nicht immer vollständig aus dem genannten Bundesland. Häufig werden die Landeszeichen als "Qualitätsprogramme" bezeichnet, obwohl sie - neben der Herkunft - selten zusätzliche Qualitäten bieten. Meist wird nur der Marktstandard erfüllt. Sie sollten sich daher über die jeweiligen Kriterien informieren.

Dies sind keine Hinweise auf regionale Lebensmittel

Werbehinweise oder "Regalstopper"

mit unbestimmten Begriffen wie "aus der Region", "von hier", "Heimat, "Nähe", ohne genaue Orts- oder Regionsangaben.

Markennamen mit regionalem Bezug

wie "Mark Brandenburg", "Mühlhäuser" oder "Küstengold". Die regionale Herkunft der Rohstoffe, die Zutaten oder die regionale Verarbeitung sind im Markengesetz nicht geregelt. Regionalmarken bieten daher keine Orientierung, wenn Sie regionale Produkte einkaufen möchten.

Gut zu wissen: Hersteller können Herkunftsangaben als eigenständige Marke registrieren und schützen lassen. Das bedeutet nicht, dass die Rohstoffe oder Zutaten aus der Region stammen müssen oder dort verarbeitet wurden. Produktbezeichnungen wie "Eifler Brot" oder "Bremer Knipp" sagen nichts darüber aus, dass die Rohstoffe aus der genannten Region stammen. Es gibt aber auch ehrliche Regionalmarken wie Unser Land, Rhönwiese oder SooNahe.

Regionale Spezialitäten mit geschützter geografischer Angabe

Die EU-weite Kennzeichnung für "geschützte geografische Angabe" lautet "g.g.A.". Das heißt, dass nur eine Stufe der Produktion im genannten Gebiet stattfinden muss. So stammt beispielsweise das Schweinefleisch für den "Schwarzwälder Schinken" gerade nicht aus dem Schwarzwald, auch weil es dort nur sehr wenig Schweinehaltung gibt. Nur die traditionelle Herstellung der Schinken erfolgt in der Region, wie etwa das Einsalzen, Würzen, Pökeln, Brennen, Räuchern und Reifen.

Weitere Beispiele sind Lübecker Marzipan, Schwäbische Spätzle oder Düsseldorfer Senf.

Identitätskennzeichen

Das ovale Zeichen auf Produkten mit tierischen Inhaltsstoffen gibt keine Auskunft darüber, woher die Zutaten stammen. D NI xxx bedeutet zum Beispiel lediglich, dass das Produkt zuletzt in Niedersachsen verarbeitet und verpackt wurde. Sie können bei Frischmilch den Ort der Molkerei entnehmen, aber nicht woher die Milch tatsächlich stammt.

Ursprungsland/Herkunftsland "Deutschland"

Bei diesen Produkten ist eine Herkunftsangabe Pflicht:

  • unverarbeitetes Obst und Gemüse,
  • Honig,
  • unverarbeitetes Fleisch
  • bei Bio-Produkte.

Die Angabe, das Ursprungsland sei "Deutschland", reicht als regionale Kennzeichnung nicht aus.

Adressen auf Verpackungen

Die Angabe "Hergestellt für ..." oder die Herstelleradresse auf verpackten Lebensmitteln sagen nichts über die Herkunft der Rohstoffe aus. Tatsächlich muss selbst der Hersteller auf verpackten Lebensmitteln nicht genannt sein. Die EU-Lebensmittelinformationsverordnung schreibt nur vor, dass der Name oder die Firma sowie und die Anschrift des Lebensmittelunternehmers angegeben werden muss, unter dessen Namen das Lebensmittel vermarktet wird.

Beispiele für Regionalkennzeichnungen

Einkaufsmöglichkeiten für regionale Lebensmittel

Regionale Lebensmittel bekommen Sie fast überall.

Direktvermarktung und Wochenmarkt

Im Dorf- und Hofladen, auf dem Wochenmarkt, in Bauernläden in der Stadt oder mit einer Abo-Gemüse-Kiste bekommen Sie Lebensmittel vom Erzeuger. Viele Produkte stammen direkt vom Hof. Bauern oder Händler können Auskunft geben, wie die Produkte angebaut werden, etwa im Freilandbau oder im Treibhaus. Sie sollten nachfragen, woher die Lebensmittel stammen, da auf Wochenmärkten, in Hofläden oder in den Gemüsekisten nicht nur selbst angebaute Lebensmittel angeboten werden. Oft sind auch zugekaufte Produkte dabei.

Wer Obst und Gemüse direkt beim Erzeuger kauft, bekommt dann auch Produkte wie zweibeinige Möhren, besonders dicke oder besonders kleine Kartoffeln oder Birnen mit dickerer Haut. Lebensmittel mit äußerlich kleinen Makeln werden vom Lebensmitteleinzelhandel oft abgelehnt, da sie nicht den Vorgaben des Handels entsprechen. Dabei schmecken sie genauso gut - und der Landwirt muss sie nicht vernichten. Bei den Landwirtschaftskammern der Bundesländer gibt es Informationen zur Direktvermarktung, zu Hofläden und auch Automaten, die mit regionalen Produkten befüllt werden. Dort finden Sie auch Informationen, welche Jäger Wild und Produkte daraus verkaufen.

Bioladen, Supermarkt und Discounter

Neben Wochenmärkten finden Sie in vielen Supermärkten und Discountern regionale Produkte. In Discountern gibt es frisches Obst und Gemüse sowie Milch und Milchprodukte. In vor allem Inhaber:innen geführten Supermärkten bekommen Sie zusätzlich Honig und Fleisch von lokalen Produzenten. Das gleiche gilt für Bioläden und Bio-Supermärkte.

Doch achten Sie in allen Geschäften vor allem auf "Regalstopper" am Preisschild. Die bewerben lediglich lokale Produzenten, deren Rohstoffe aber nicht regional sind oder die nicht regional sein können. Dazu gehört etwa Schwarzer Tee oder Kaffee.

Solidarische Landwirtschaft und Genossenschaftsläden

Bei der Solidarischen Landwirtschaft, auch SoLaWi genannt, handelt es sich um einen Zusammenschluss von Bürgern, die sich an einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Geld und auch Mitarbeit beteiligen. Meist sind diese Zusammenschlüsse genossenschaftlich organisiert. Gemeinsam tragen alle die Gewinne und Verluste und teilen sich die Ernte und die tierischen Produkte, die der Hof herstellt. Hier weiß man genau, was wie angebaut wird – trägt aber auch das wirtschaftliche Risiko mit.

In Genossenschaftsläden, Foodcoops und Einkaufsgemeinschaften ist es ähnlich. Nur hier stammen stammen die Produkte von ausgesuchten landwirtschaftlichen Betrieben. Sie werden aber auch auf dem Großmarkt oder aus dem (Bio-)Großhandel zugekauft. Jede Initiative hat eigene Regeln. So kann es auch durchaus nicht regionale Produkte geben. Eine Foodcoop können Sie auch im Kollegenkreis und unter Nachbarn selbst gründen, um den Einkauf bei regionalen Höfen zu erleichtern. Auf der Homepage von Netzwerk Nachbarschaft finden Sie Tipps hierzu.

Regionale Lebensmittel über das Internet

Ein Konzept, das inzwischen fast bundesweit umgesetzt wird, ist die "Marktschwärmerei". Ohne Mitgliedsbeitrag oder Mindestbestellwert kaufen Sie jederzeit Lebensmittel über das Internet ein. Ihre Bestellung holen Sie in der nächsten Schwärmerei ab. Das ist ein zentraler Treffpunkt in der Stadt oder auf dem Land. Dabei lernen Sie die Produzenten und Landwirte persönlich kennen. So vermeiden Sie Autofahrten zu den Höfen ins Umland. Zudem ist eine termingerechte Ernte oder Herstellung von Produkten auf diese Weise möglich.

Das Wichtigste zum Nachhören

Im Podcast der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erfahren Sie, was regionale Lebensmittel ausmacht und wie Sie beim Einkaufen reine Werbung von verbindlichen Aussagen unterscheiden.

Telefonberatung in Nordrhein-Westfalen

So erreichen Sie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Unsere Beratungsstellen erreichen Sie per Telefon und E-Mail. Auch über eine zentrale Hotline, das zentrale Kontaktformular auf unserer Internetseite sowie bei Facebook, Instagram und Twitter können Sie uns kontaktieren.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.