Bundeswertpapiere und Anleihen-ETFs: Alternativen zum Festgeld?

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Wenn Sie Geld anlegen möchten, können Bundeswertpapiere oder Rentenfonds eine gute Möglichkeit sein, insbesondere Anleihen-ETFs, auch Renten-ETFs genannt. Hier erfahren Sie, wie diese Anlagemöglichkeit funktioniert.
Zu sehen sind aufgestapelte Euromünzen, ein Taschenrechner und ein Aktenordner mit der Aufschrift Bundeswertpapiere

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wenn Sie nicht zu einer Direktbank wechseln wollen und Ihre Hausbank zu wenig Zinsen bezahlt, können Sie dort auch Bundeswertpapiere oder Anleihen-ETFs erwerben. Dazu benötigen Sie lediglich ein Wertpapierdepot.
  • Beide können eine gute Alternative zu Tagesgeld und Festgeld sein.
  • Informieren Sie sich über die Webseiten der Börsen in Frankfurt oder Stuttgart, welche Anleihen-ETFs in Bundesanleihen investieren.
  • Dort finden Sie auch Informationen zu Zins, Laufzeit und Rendite, wenn Sie einzelne Bundesanleihen kaufen möchten 
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Wie funktionieren Bundeswertpapiere?

Bundeswertpapiere sind Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt sie in verschiedenen Varianten wie Bundesanleihen, Bundesobligationen oder Bundesschatzanweisungen. Bei Bundeswertpapieren handelt es sich um Staatsanleihen. Das heißt, der Staat beschafft sich am Kapitalmarkt Geld, indem er Kredite aufnimmt, die der Finanzierung von Ausgaben des Bundeshaushalts dienen. Am Ende der Laufzeit erhalten Anleger das zur Verfügung gestellte Kapital zurück. Zudem gibt es die zugesagte Verzinsung. 

Die Bundesrepublik Deutschland gilt als hervorragender Schuldner mit einer aus-gezeichneten Bonität. Das bedeutet, dass die Rückzahlung der Kredite sowie der Verzinsung des eingesetzten Kapitals besonders sicher ist. 

Die Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere setzt sich aus den Zinszahlungen und der Kursentwicklung bis zur Rückzahlung zusammen. Werden die Bundeswertpapiere vor Ende der Laufzeit verkauft, können sich aufgrund von Kursschwankungen sowohl Chancen auf Kursgewinne als auch Risiken auf Kursverluste ergeben. Dazu folgendes Beispiel:

So berechnet sich die Rendite einer Bundesanleihe

  • Die Bundesanleihe mit der ISIN DE0001135325 wurde am 24. Januar 2007 ausgegeben mit einem Zinssatz von 4,25 Prozent pro Jahr. Sie wird am 4. Juli 2039 zurückgezahlt. 
  • Der Börsenkurs betrug Ende 2024 etwa 120 Prozent. Wenn Sie diese Anleihe für einen Nennbetrag von 1.000 Euro kaufen wollen, müssen wegen Sie des aktuellen Kurses von 120 Prozent nicht 1.000, sondern 1.200 Euro bezahlen.
  • Dann erhalten Sie 4,25 Prozent Zinsen, aber nur auf den Nennbetrag von 1.000 Euro, nicht auf Ihren Anlagebetrag. Bei einer jährlichen Zinsauszahlung bekommen Sie also 15 Jahre lang jeweils 42,50 Euro, also in der Summe 637,50 Euro.
  • Am 4. Juli 2039 erhalten Sie den Nennbetrag zurück. Da Sie 1.200 Euro beim Kauf zahlen mussten, entspricht dies einem Kursverlust von 200 Euro. Im Gegenzug aber erhalten Sie für die gesamte Laufzeit im Vergleich zum heutigen Zinsniveau überdurchschnittlich hohe Zinsen. Verrechnet man Zinsen und Kursverlust, ergibt das die Rendite. Sie betrug in diesem Fall Ende 2024 etwa 2,5 Prozent pro Jahr. 

Sie können eine Bundesanleihe auch vor Fälligkeit an der Börse verkaufen. Je nach Zinsentwicklung kann der Verkaufskurs höher oder niedriger als Ihr Kaufkurs sein. Dazu ein weiteres Beispiel:

Kursrisiko durch Zinsänderungen 

  • Eine fiktive Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und einen Zinssatz von 2 Prozent pro Jahr. Dann steigt das allgemeine Zinsniveau über Nacht um ein Prozent. Das bedeutet, dass nun eine identische neue Anleihe mit einem höheren Zinssatz von 3 Prozent pro Jahr gekauft werden kann. Die alte Anleihe mit dem Zinssatz von 2 Prozent würde folglich niemand mehr kaufen wollen. 
  • Daher muss der Kurs der alten Anleihe fallen. Der Kursrückgang muss gerade so groß sein, dass er den Zinsnachteil vollständig ausgleicht. Faustformel: Die Kursänderung entspricht der Zinsänderung multipliziert mit der Restlaufzeit. 1 Prozent pro Jahr (3 Prozent minus 2 Prozent) multipliziert mit der Restlaufzeit von 5 Jahren ergibt 5 Prozent Kursverlust. 
  • Nach dieser Faustformel müssen Sie für die alte Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro nur etwa 950 Euro zahlen. Trotzdem erhalten Sie am Laufzeitende als Rückzahlung 1.000 Euro. Wer die alte Anleihe mit einem Abschlag von 5 Prozent kauft, wird für den geringeren Zins entschädigt, denn er erhält dafür bis zum Ende der fünfjährigen Laufzeit einen sicheren Kursgewinn von 5 Prozent (oder umgerechnet rund 1 Prozentpunkt pro Jahr). Dafür bekommen Sie während der Laufzeit bei einem Nennwert von 1.000 Euro jährlich nur 20 Euro statt 30 Euro. Auf diese Weise bieten die alte und die neue Anleihe am Ende für Anleger eine annähernd gleiche Rendite. 

Ausführlichere Informationen über Bundeswertpapiere finden Sie auf der Internetseite der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur.

Wie funktionieren Anleihen-ETFs?

Anleihen-ETFs gehören zu den Rentenfonds. Bei Rentenfonds wird das Fondsvermögen in Schuldverschreibungen investiert. Fonds zeichnen sich durch eine breite Streuung aus. Dies bedeutet, dass Sie nicht in einzelne, sondern in viele Wertpapiere investieren. Bei Rentenfonds kommen Schuldverschreibungen von Staaten, also Staatsanleihen, und Schuldverschreibungen von Unternehmen, genannt Unternehmensanleihen, in Frage.

Im Vergleich zu herkömmlichen Rentenfonds, die Banken und Finanzberater wegen der höheren Provisionen bevorzugt empfehlen, weisen Anleihen-ETFs weisen, ebenso wie Aktien-ETFs, zwei Besonderheiten auf:

  1. Sie werden an der Börse gehandelt. Es fällt daher kein Ausgabeaufschlag, also keine Provision für den Vermittler, an.
  2. Sie verfolgen eine Anlagestrategie, bei der sie einen Rentenindex nachbilden. Die laufenden jährlichen Verwaltungskosten sind daher minimal.

Die geringeren Kosten erhöhen die erzielbare Rendite für Sie als Anleger. Deshalb sind Anleihen-ETFs aus Sicht der Verbraucherzentralen im Vergleich zu den teuren Rentenfonds die bessere Alternative. 

Was ist ein Rentenindex?

Ein Rentenindex ist ein statistisches Maß, das ausdrückt, wie sich ein Investment in einen bestimmten Korb von Schuldverschreibungen entwickelt. In den Wirtschaftsnachrichten ist in der Regel nur von Aktienindizes wie dem DAX, dem Dow Jones oder dem MSCI World die Rede. Rentenindizes spielen da meist keine Rolle, weshalb sie weniger bekannt sind.

Für sicherheitsorientierte Anleger:innen interessant: Es gibt auch Rentenindizes, die ausschließlich in deutsche Staatsanleihen investieren. Ein Beispiel ist der REX, also der Deutsche Rentenindex. Da diese besonders sicher sind gilt dies entsprechend  auch für ETFs, die diese Indizes abbilden. 

Wichtig ist insbesondere, dass Sie auf die Restlaufzeit der im Index enthaltenen Anleihen achten. Dies ist an der Bezeichnung erkennbar: Ein Zusatz "1-3" bedeutet, dass nur Restlaufzeiten zwischen 1 und 3 Jahren enthalten sind. Ein Zusatz "10+" bedeutet, dass nur Restlaufzeiten über 10 Jahre enthalten sind. Je geringer die Restlaufzeit, desto geringer ist das Kursrisiko bei Zinsänderungen.

Wie kann ich Bundeswertpapiere und Anleihen-ETFs kaufen? 

Bundeswertpapiere und Anleihen-ETFs werden an der Börse gehandelt. Sie können an jedem Börsentag problemlos gekauft und verkauft werden.  Wenn Sie einzelne Bundesanleihen kaufen möchten, können Sie sich vorab über Zins, Laufzeit und Rendite auf den Webseiten der Börsen zum Beispiel in Stuttgart oder Frankfurt informieren. Das Suchergebnis können Sie nach Restlaufzeit der Anleihe sortieren und so eine Anleihe finden, die zu Ihrem Anlagehorizont passt.

Bitte beachten Sie: Wenn Sie für Bundeswertpapiere an der Börse Kurse über oder unter 100 Prozent des Nennwertes bezahlen, erhalten Sie bei Fälligkeit nicht Ihren Anlagebetrag, sondern immer 100 Prozent des Nennwertes ausgezahlt. Kursgewinne und Kursverluste bis zur Fälligkeit sind in der angezeigten Rendite schon berücksichtigt.

Anleihen-ETFs, die in sichere Bundesanleihen investieren, finden Sie über die ETF-Suche der Börse Frankfurt. Sie müssen dann als Anlageklasse "Anleihen", als Land "Deutschland" und als Anleihentyp "Staatsanleihen" einstellen. Alternativ können Sie zum Beispiel auch nach Anleihen-ETFs im aktuellen Heft von Finanztest nachschauen.

Wenn Sie einmalig oder im Rahmen eines Sparplans einen bestimmten Teil Ihres Vermögens dauerhaft risikoarm anlegen möchten, sind Anleihen-ETFs eine Alternative zu Festgeld und Sparbriefen, da sie kein Fälligkeitsdatum haben.

Für den Kauf von Bundesanleihen und ETFs benötigen Sie ein Wertpapierdepot  und die Wertpapierkennnummer oder ISIN des ETFs. Günstige Banken hierfür finden Sie im Anbietervergleich von Finanztest.

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