Das Wichtigste in Kürze:
- In Deutschland wird seltener mit Bargeld bezahlt als noch vor einigen Jahren.
- Scheine und Münzen bleiben aber weiterhin wichtig und dürften noch lange als Zahlungsmittel wichtig sein.
- Trotzdem wird über einen digitalen Euro nachgedacht, der bisherige Zahlsysteme ergänzt. Er dürfte mehr Anonymität gewährleisten als derzeitige digitale Bezahldienste.
Wird Bargeld überflüssig? In 2021 fanden laut Deutscher Bundesbank 57,8 Prozent der Bezahlvorgänge mit Scheinen und Münzen statt. 2017 lag dieser Anteil noch bei 74,3 Prozent. Manche Händler nehmen bereits kein Bargeld mehr an. Zudem schließen Banken und Sparkassen immer mehr Filialen oder bauen Geldautomaten ab, auch wegen des starken Anstiegs von Geldautomaten-Sprengungen. Das erschwert die Bargeldversorgung vor Ort zum Teil erheblich – vor allem, wenn alternative Bezugsquellen wie die Bargeldauszahlung im Einzelhandel nicht vorhanden bzw. dort keine größeren Beträge verfügbar sind. Hinzu kommen Planungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für einen digitalen Euro.
Welche Vorteile hat Bargeld?
Viele Menschen finden Bargeld lästig und bezahlen lieber mit Karte, per App auf dem Handy oder mit Smartwatches, sogenannten Wearables. Diese Zahlungen können aber immer nachvollzogen werden. Bargeld dagegen schützt die Privatsphäre. Wer keine Produktvorlieben, Einkaufsorte oder ausgegebene Summen preisgeben möchte, ist mit Münzen und Scheinen auf der sicheren Seite. Auch lässt sich beim Zahlen mit Bargeld direkter erfassen, wie schnell es ausgegeben ist und ermöglicht Menschen ohne Handy oder Kreditkarte die Teilhabe am Alltag. Die scheinbar leichten digitalen Bezahlmöglichkeiten können Menschen mit geringen Budgets und schlechter Planung schneller in die Überschuldung treiben. Außerdem funktioniert Bargeld auch ohne Strom und ohne Smartphone oder Kartenlesegeräte. Auch die Bundesbank setzt sich für einen Erhalt des Bargelds ein.
Wem nutzt der Trend zur Kartenzahlung – wem schadet er?
Die Banken und Sparkassen profitieren von Kartenzahlungen ebenso wie Kreditkartenanbieter und Anbieter mobiler Bezahlmöglichkeiten. Denn die Geldinstitute wenden viel Geld auf, um Bargeld und Geldautomaten im ganzen Land zur Verfügung zu stellen. Das könnten sie einsparen. Da die Kreditkartenanbieter den Händlern Gebühren auferlegen und eine Kreditkartenzahlung bis zu 4-mal teurer ist als eine Bar- oder Girocard-Zahlung, können Waren teurer werden, weil die Händler diese Mehrkosten weitergeben. Ausgeschlossen aber wären die Menschen in Deutschland ohne Bankkonto, und das sind nach Schätzungen der Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen etwa eine halbe Million. Kund:innen sollten die Wahl haben, welches Zahlungsmittel sie einsetzen. Vor allem die Sparkassen haben nach den Landessparkassengesetzen einen Versorgungsauftrag, der kaum noch gewährleistet ist, wenn sich Filialschließungen und Automatenrückbau fortsetzen.
Könnte Bargeld abgeschafft werden?
Das ist derzeit sehr unwahrscheinlich. Bargeld wird noch am häufigsten als Zahlungsmittel im Handel genutzt, auch wenn der Anteil der Barzahlungen in Deutschland sinkt. Zwar werden noch mehr Vorgänge bar bezahlt als mit Karte, höhere Beträge zahlen die Menschen in Deutschland aber überwiegend bargeldlos. Deshalb liegt die Kartenzahlung beim Handelsumsatz schon vorne.
Neben den Verbraucherzentralen beschäftigt sich auch die Bundesbank über ein „Nationales Bargeldforum“ mit der Rolle des Bargelds. Auf europäischer Ebene ist ebenso Bewegung. Die EU-Kommission will eine Stärkung des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel.
Die Europäische Zentralbank arbeitet daran, ob es einen digitalen Euro geben sollte. In der derzeitigen Vorbereitungsphase, die im November 2023 begann, wird die Entwicklung eines digitalen Euro weiter vorangetrieben.
Eine anschließende Einführung wird noch einige Jahre dauern. Der Vorteil eines digitalen Euros: Er wäre Zentralbankgeld und könnte mehr Anonymität gewährleisten als derzeitige digitale Bezahldienste. Aktuell ist nicht von einer Ablösung, sondern von einem Nebeneinander auszugehen, sodass also ein digitaler Euro das bisherige Zahlungssystem ergänzen würde.