App-Test »Zu gut für die Tonne!«: Genussvoll Gutes tun

Stand:
Ein mehrere Tage alter Brotlaib, angestoßene Tomaten und die letzte Ecke Camembert hinten im Kühlschrank gewinnen zwar keine Schönheitspreise, können aber für kreatives Restekochen zum Einsatz kommen. Dazu will zumindest die App "Zu gut für die Tonne!" inspirieren.
Illustration einer Hand, die eine Möhre in die Luft hält aus der App "Zu gut für die Tonne!"

Der Funktionsumfang von Zu gut für die Tonne! ist überschaubar, doch die technische und inhaltliche Umsetzung gibt Anlass zur Freude: Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) herausgegebene App dient als digitales Kochbuch und Nachschlagewerk rund um Lebensmittelreste, die noch nicht reif für den Abfall sind. Dabei werden auch individuelle Ernährungsvorlieben und alle Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigt.

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Name: Zu gut für die Tonne!
Anbieter: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (www.zugutfuerdietonne.de)
Kategorie: Lebensmittel retten | Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Barrierefrei Lebensmittel retten

Der gemeinnützige Hintergrund der App weckt die Hoffnung auf ein in jeder Hinsicht verbraucherfreundliches Angebot - und diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Die Nutzung der kostenlosen Software ist ohne Registrierung möglich. Personalisierte Inhalte und Einstellungen werden also nur lokal auf dem Smartphone gespeichert, nicht aber beim Anbieter. Werbliche Inhalte sind ebenso wenig ein Thema wie Bezahlschranken und Abonnements. Ein kritischer Blick auf die Datenschutzbestimmungen bestätigt die Annahme, dass nur ein Minimum an persönlichen Informationen zur Nutzung der App erforderlich ist und keine Daten an Dritte weitergeben werden. Freigaben, beispielsweise für Pushnachrichten und Ortungsdienste, werden nicht benötigt. Besonders erfreulich: Zu gut für die Tonne! ermöglicht auch Menschen mit Behinderung einen möglichst niedrigschwelligen Zugang. Videos mit einer Gebärdendolmetscherin illustrieren die Handhabung der App. Auch ein Beitrag in Leichter Sprache vermittelt alle wichtigen Funktionen. Verbraucherinnen und Verbraucher mit Sehschwäche (oder ohne Smartphone) können außerdem im Browser, nach Bedarf mit einem Screenreader, auf alle App-Inhalte zugreifen.

Kochen ist ein Kinderspiel

Zu gut für die Tonne! klingt zwar fast wie Too Good to Go, doch hier geht es nicht um die örtliche Suche und den Kauf übriggebliebener Lebensmittel, sondern vor allem um die Kreativität am eigenen Herd. Dazu wählt man in der App zunächst die gewünschte Ernährungsweise. Egal, ob man vegetarisch oder vegan lebt, gerne Fleisch isst oder allergisch auf Gluten reagiert - die Mehrfachauswahl berücksichtigt so gut wie jeden kulinarischen Lebenswandel. Im zweiten Schritt der Suche können bis zu drei Lebensmittelprodukte eingegeben werden. Die App zeigt anschließend passende Rezepte, sortiert nach dem Grad ihrer Übereinstimmung mit der Suchanfrage, an. Die Datenbank mit mehreren hundert Rezepten überzeugt durch ihre Vielfalt. Tatsächlich konnten wir in unseren stichprobenartigen Suchanfragen fast immer Kochideen finden, die zwei oder sogar drei der gesuchten Zutaten berücksichtigten. Nur bei abenteuerlichen Kombinationen wie Schokolade mit Kopfsalat musste Zu gut für die Tonne! passen. In solchen Fällen sollte man das Gemüse und die Süßigkeit besser nacheinander genießen.

 

Beispielhafte Screenshots der App "Zu gut für die Tonne!"
Große Rezeptvielfalt, sinnvolle Extrafunktionen und Barrierefreiheit: "Zu gut für die Tonne!" kann in allen Disziplinen überzeugen. (Quelle: Screenshots)

Schmeckt's denn?

Weiterführende Sortier- und Filterfunktionen, beispielsweise nach Art des Gerichts oder Schwierigkeitsgrad, gibt es nicht. Davon abgesehen entsprechen die Rezepte und deren Präsentation aber dem Standard bekannter Koch-Webseiten und -Apps. Eine Illustration zeigt an, ob es sich bei den Kochideen jeweils um ein Hauptgericht, eine Süßspeise, etwas Eingemachtes, einen Snack oder Salat handelt. Die Rezepte enthalten die obligatorische Zutatenliste, die geschätzte Zubereitungszeit und die Möglichkeit, sie per Fingertipp aufs Herzchen auf die persönliche Merkliste zu setzen. Erfreulich ist, dass man die Mengenangaben der Zutaten an die Zahl der bekochten Menschen anpassen kann. Das ist nicht nur für Singles praktisch, sondern auch für große Familien und Anlässe, denn die Mengenberechnung ist für ein bis hundert Personen möglich. Wer ein zu rettendes Lebensmittel bzw. eine Zutat in Zu gut für die Tonne! vermisst, kann diese dem Anbieter BMEL über eine Funktion im Bereich "Menü" vorschlagen. Dort finden sich auch Hinweise zur Haltbarkeit zahlreicher Lebensmittel, beispielsweise zum Einfrieren von Fisch und Fleisch, Lagerung von Gemüse oder der Vermeidung von Schimmel in Brot und Brötchen.

Fazit

Kurz und knapp: Zu gut für die Tonne! macht alles richtig, was man von einer App zur kulinarischen Verwertung von Lebensmittelresten erwarten kann - und hinsichtlich Verbraucherschutz und Barrierefreiheit übertrifft sie gar unsere Erwartungen. Dem nachhaltigen Kochvergnügen steht also nichts im Wege.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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