Hitzeschutz bei Bau und Sanierung mitdenken

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Sie wollen energetisch modernisieren, sanieren oder planen den Kauf eines Hauses? Dann sollten Sie auch den sommerlichen Hitzeschutz und die Anpassung an den Klimawandel mitplanen – wir geben Ihnen Anregungen, was Sie tun können.
Dämmmaterial

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einer energetischen Sanierung sollten Sie auch den Schutz vor der Sommerhitze einplanen.
  • Überlegen Sie vorab, welche Gebäudeteile und Räume besonders aufheizen und welche Maßnahmen hier sinnvoll sind.
  • Eine gute Wärmedämmung verhindert im Winter Wärmeverluste und hält im Sommer die Hitze länger draußen.
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Vorab überlegen: warum heizen sich die Wohnräume schnell auf?

Die Zahl der heißen Sommertage steigt von Jahr zu Jahr, ein Grund weswegen sich schlecht geschützte Wohnräume stark erwärmen und die Hitze zur Belastung wird. Um mögliche Maßnahmen zum Hitzeschutz zu planen, sollten Sie vorab wissen, welche Gebäudeteile und Räume sich besonders schnell aufheizen.

Besonders Räume in einem nicht gedämmten Dachgeschoss werden häufig unerträglich heiß. Denn sie bieten mit dem Dach eine große Fläche an auf welche die Sonnenstrahlen treffen. Solche Dachflächen können Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius erreichen. Wenn es sich um ein schlecht gedämmtes oder luftundichtes Dach handelt, leiten Bauteile oder auch Fugen entsprechend viel Hitze in den Innenraum. 

Auch die Himmelsrichtung von Räumen kann entscheidend sein, das gilt insbesondere für die Fensterflächen. Nicht immer sind es nur Räume in Richtung Süden, die sich schnell aufheizen. Auch Zimmer, die nach Osten und Westen ausgerichtet sind, können durch die Sonne unangenehm warm werden. Materialien, Oberflächen oder Farben von Fassade und Dach haben auch einen Einfluss auf die Innentemperatur im Sommer.

In neueren Gebäuden sind diese Mankos meist nicht ganz so schwerwiegend. Denn seit 2009 fordern die Bauvorschriften für Aufenthaltsräume nicht nur den winterlichen, sondern auch den „sommerlichen Wärmeschutz“ sicherzustellen.

Für den Neubau schreibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) den sommerlichen Hitzeschutz schon lange vor: Dieser muss bei Planung und Ausführung berücksichtigt werden.

Überlegen Sie vor der Sanierung oder dem Hauskauf, wo sich Schwachstellen am Gebäude befinden können. Die Verbraucherzentrale bietet im Themenbereich "Bauen und Wohnen" eine Auswahl an Ratgebern. Erste Informationen erhalten Sie bereits im kostenlosen E-Book "Was Sie vor dem Kauf oder Bau einer Immobilie wissen sollten".

Hitzeschutz fürs Gebäude: 7 Tipps

1. Vordach und Balkon als Sonnenschutz nutzen

Der beste Hitzeschutz besteht darin, die Sonne gar nicht erst ins Gebäude zu lassen. Horizontale, auskragende Bauteile schützen im Sommer vor direkter Sonnenstrahlung bei hochstehender Sonne. Dazu gehören Dachüberstände, Vordächer oder Balkone. Im Frühjahr und im Herbst, wenn die Sonne niedriger steht, kann die gewünschte Sonnenenergie die Räume erreichen.

2. Sonnenschutz am besten außen anbringen: Jalousien, Rollläden, Markisen

Bringen Sie den Sonnenschutz vor Fensterflächen möglichst außen an. Die Sonnenstrahlen werden so ferngehalten und gelangen erst gar nicht durch das Fenster in den Raum. Hierzu eignen sich Jalousien, Rollläden und Markisen in vielen Farben und unterschiedlichen Ausführungen.

Ist das nicht möglich, können Sonnenschutz-Folien, gerade für ältere Fenster hilfreich sein. Diese sollten von der Außenseite aufgebracht werden. Das geht, wenn Sie das Fenster weit nach innen öffnen, um dann die Folie aufzukleben. durch Öffnen des Fensters mit vertretbarem Aufwand möglich wird. Sie muss auf die volle Fläche der Scheibe aufgebracht werden, sonst drohen Fensterschäden durch entstehende Temperaturspannungen. Dafür brauchen Sie ein gewisses Geschick, denn die Folie muss am Ende falten- und blasenfrei anliegen. 

Bei der Auswahl des Fenster-Sonnenschutzes sollten Sie auch mögliche Reparaturen, den Einbruchschutz und die Durchlässigkeit für Tageslicht berücksichtigen.

Für Mietparteien gilt die Faustregel, dass bauliche Änderungen, die nicht ohne weiteres rückgängig gemacht werden können, mit dem Gebäudeeigentümer oder Eigentümer abgestimmt werden müssen. Das gilt zum  Beispiel bei einer außenliegenden Markise. Bei innenliegendem Sonnenschutz oder einer Folie dagegen eher nicht.

3. Die richtigen Fenster einbauen

Ein Austausch der Fenster sollte ebenfalls gut geplant werden. Sowohl für Wärmegewinne im Winter als auch für den Hitzeschutz im Sommer spielt der sogenannte "g-Wert" – der Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung – eine wichtige Rolle. Dieser Wert sagt aus, wie groß der Anteil der solaren Energie ist, der von außen durch die Fensterscheiben nach innen dringt. Ein üblicher g-Wert liegt bei 0,6 bis 0,7. Das bedeutet, dass 60 bis 70 Prozent der eingestrahlten Sonnenenergie in den Raum eindringen kann. Je kleiner dieser Wert ist, desto besser ist der Hitzeschutz im Sommer, desto kleiner aber auch die Wärmegewinne im Winter.

Bei einer sogenannten Sonnenschutzverglasung sind die Außenscheibe oder mehrere Scheiben im Scheibenzwischenraum mit speziellem Material beschichtet. Oft handelt es sich um Metall, das hauchdünn aufgedampft wurde. Dadurch absorbieren oder reflektieren die Verglasungen die Sonnenstrahlen viel stärker. Bei sehr wirksamer Sonnenschutz-Beschichtung können die Gläser verfärbt werden: hin zu einem braun oder blau, häufig dunkeln solche Gläser den Innenraum auch etwas ab. 

Daher kommen starke Sonnenschutzgläser eher in Büro- und Gewerbegebäuden zum Einsatz. In Wohngebäuden sollten Sonnenschutzverglasungen so gewählt werden, dass sie fürs menschliche Auge noch transparent erscheinen. Orientieren Sie sich dabei am Gesamtenergiedurchlassgrad, dem sogenannten g-Wert. Er sollte im Fall einer Doppelverglasung zwischen 0,30 und 0,40 liegen, bei einer Dreifach-Verglasung bei etwa 0,25. Sofern möglich, schauen Sie sich vorab ein Muster der Verglasung an, die Sie einbauen wollen – von Nahem und aus größerer Distanz.

4. Wärmedämmung hilft auch im Sommer

Eine gute Wärmedämmung hilft nicht nur im Winter, Wärmeverluste zu vermeiden, sondern auch im Sommer, die Hitze draußen zu halten. Dazu steht eine Vielzahl an Dämm-Materialien zur Verfügung, die je nach Einsatzgebiet unterschiedlich geeignet sind.

Das Wichtigste ist auch hier die Dämmwirkung des gesamten Bauteils, also ein guter U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient). Je weniger Wärme durch die Außenbauteile in den Innenraum dringen kann, umso weniger heizt er sich auf. Dies ist hilfreich, um im Sommer eine Aufheizung zu begrenzen – insbesondere im Dachgeschoss. Einen wirksamen Hitzeschutz durch Dämmung haben Sie dann, wenn beispielsweise das Dach auch luftdicht konstruiert wird, was bei älteren Dächern nicht immer der Fall ist.

Die Vorteile einer höheren Wärmespeicherfähigkeit, etwa bei Dämmungen aus Naturfasern, spielen nur bei Außenflächen eine Rolle, die aus Holz konstruiert sind, etwa im Dachgeschoss. Und auch da ist dieser Einfluss gering. 

5. Speicherfähigkeit des Raums beachten

Die Speicherfähigkeit der Materialien im Wohnraum ist einer von mehreren maßgeblichen Punkten für den Hitzeschutz. Verwenden Sie nach Möglichkeit schwere und massive Bauteile in Räumen, die im Dach liegen oder große Fensterflächen aufweisen, also eine hohe Wärmespeicherkapazität haben. Dazu zählen beispielsweise Mauerwerks- und Betonwände oder unverkleidete Decken. Im Dachgeschoss kann auch ein Beplankung der Dachflächen von innen aus mehreren Lagen Bauplatten sinnvoll sein.

Wichtig: Die speichernden Materialoberflächen können ihre Eigenschaften nur entfalten, wenn sie frei zugänglich sind. Sie sollten beispielsweise eine Mauerwerkswand nicht mit einem großen Schrank zustellen oder auf einem Fliesenboden einen dicken Teppich auslegen, sofern Sie etwas gegen zu große Hitze tun möchten. Auch abgehängte Decken tragen dazu bei, dass der darüber liegende schwere Beton weniger Wärme aufnimmt. 

6. Über ein "Smart Home" nachdenken

Komponenten für ein "Smart Home" – ein "intelligentes Zuhause" – können Sie auch nachrüsten. Hilfreiche Maßnahmen gegen Hitze könnten beispielsweise sein:

  • Automatische Steuerung von Rollläden oder Jalousien
  • Automatische Steuerung von Lüftungsanlage oder Klimaanlage
  • Sensoren zum Messen der Raumtemperatur
  • Automatisches Öffnen und Schließen von Fenstern

7. Für Geduldige: Bäume als natürliche Verschattung

Bäume vor Fenstern und Fassaden bieten einen natürlichen Sonnenschutz. Im Sommer schafft es nur wenig Licht durch die Baumkrone. Haben sie im Winter das Laub abgeworfen, lassen sie durch den tiefen Sonnenstand viel Tageslicht und Sonnenstrahlen durch, die dann zur Unterstützung der Heizung und damit zum Energiesparen beitragen. Aber: Es kann Jahre dauern, bis ein Baum groß genug ist, und meist dürfen Bäume nur auf dem eigenen Grund gepflanzt werden.

Sie suchen eher nach einfachen und kostengünstigen Tipps? Lesen Sie unseren Artikel "Hitzeschutz im Sommer – einfache Tipps für zu Hause". Dort geben wir Ihnen unter anderem Hinweise zum richtigen Lüften, zur Verschattung der Fenster und zum Einsatz von Klimageräten.

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