App-Test »AWorld«: Act Now! - Klimaschutz für Profis

Stand:
Als Digitalangebot von ACT NOW, der Klimaschutz-Kampagne der Vereinten Nationen, muss sich "AWorld" keine nennenswerten Sorgen um die eigene Glaubwürdigkeit und den ökologischen Mehrwert machen. Ein bisschen mehr Feinschliff würde der vielfältigen wie chaotischen App aber gut tun.
Buntes, stilisiertes "A" und "W" als Logo der App AWorld

"Messen - Entdecken - Reduzieren": AWorld möchte über den individuellen CO2-Fußabdruck aufklären, für klimafreundliche Maßnahmen begeistern und so unser persönliches Emissionsprofil verbessern. Dafür stehen der App nahezu alle wissenschaftlichen und technischen Mittel zur Verfügung, was man an der unglaublich großen Funktionsvielfalt merkt. Nicht umsonst wurde sie 2023 sogar als "Best App for Good" von Google ausgezeichnet. Die Entdeckungsreise durch das umfangreiche Angebot von AWorld lohnt sich vor allem für engagierte Menschen mit einem vertieften Interesse an Klimaschutzmaßnahmen. Auch, wenn wir uns gewünscht hätten, dass man bei der Nutzerführung und Übersetzung der Inhalte etwas mehr Sorgfalt hätte walten lassen.

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Name: AWorld in Support of ActNow
Anbieter: Aworld Srl SB (aworld.org)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag | Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Datensicherheit im grünen Bereich

Für das Anlegen eines Nutzer-Accounts setzt AWorld auf die in vielen Apps gängigen Optionen, also das Login über ein bestehendes Apple-, Google- oder Facebookprofil und alternativ die Registrierung per E-Mail. Zugunsten der Datensparsamkeit entscheiden wir uns, wie immer, für letzteres. Nach Angabe von E-Mail-Adresse und Nutzername muss man das Konto durch Klick auf einen Bestätigungslink oder Eingabe eines sechsstelligen Codes, die an die hinterlegte Adresse gemailt werden, aktivieren. Das Einstellungsmenü der App bietet einen vorbildlichen Funktionsumfang, in dem man unter anderem die an die App übermittelten Daten auslesen kann, Berechtigungen festlegt, die Sichtbarkeit des Profils einschränken und dieses gegebenenfalls auch mit zwei Fingertipps löschen kann.

Apropos Berechtigungen: AWorld fragt Nutzerinnen und Nutzer regelmäßig nach Freigaben, darunter für Bewegungs- und Biodaten, Zugriff auf die Smartphone-Kamera oder Mediathek und die Erlaubnis zur Zusendung von Mitteilungen (Pushnachrichten). Allerdings sind 90 Prozent der Funktionen auch ohne diese Freigaben verfügbar. Sollte man sie dennoch erteilen, sollte dies nur für Zeiträume während der aktiven Nutzung der App getan werden. Ansonsten ist es der App beispielsweise theoretisch möglich, im Hintergrund ein Bewegungsprofil seiner Nutzerin oder seines Nutzers zu erstellen. Theoretisch, denn AWorld verfolgt kein kommerzielles Interesse und verpflichtet sich in den Datenschutzbestimmungen, Personendaten ausschließlich zur Bereitstellung und Verbesserung von App-Funktionen zu verwenden.

Sexy Wissen zum Klimaschutz

Das App-Erlebnis beginnt mit der Berechnung der persönlichen CO2-Bilanz pro Jahr. Dafür werden Angaben zu Mobilität, Energieversorgung, Ernährung und Konsumgewohnheiten abgefragt. Darauf folgt ein illustrierter Wissenstext, an dessen Ende eine Quizfrage wartet. Hier wie auch bei der Lektüre weiterer Wissensinhalte in AWorld ist das Erfolgserlebnis so gut wie garantiert, denn die Fragen sind eher anspruchslos - zumindest im Vergleich zu Nachhaltigkeits-Apps wie energie-führerschein und My Little Plastic Footprint. Das ist mitnichten ein Kritikpunkt, denn die Infohäppchen zum globalen Wasserverbrauch, Lebensmittelverschwendung, Lieferketten, Recycling, erneuerbaren Energien und Dutzender anderer Themen sind graphisch und inhaltlich so gut aufbereitet, das man gerne immer noch ein weiteres liest. Und noch eines. Und noch eines ...

 

Beispielhafte Screenshots von Funktionen der App AWORLD
(Quelle: Screenshots)

AWorld nennt diese Wissensinhalte "Geschichten" und bereitet sie entsprechend auf. Mit Text, Bildern und gelegentlich einem Video wird über die Hintergründe zu einem Aspekt des Klimawandels informiert, politische, gesamtgesellschaftliche und individuelle Gegenmaßnahmen skizziert, und die vermittelten Informationen in ein oder zwei Quizfragen abgefragt. Dafür gibt es Punkte, mit denen man sich bis ins maximal elfte Level spielen kann. Die "Geschichten", die sich irritierenderweise hinter dem Menüpunkt "Bildungsreisen" verstecken, werden dabei von der App basierend auf zuvor gemachten Angaben zu Interessen und dem eigenen CO2-Profil empfohlen. Man kann sie aber auch selbständig in verschiedenen Kategorien (Umwelt, Zuhause, Transport, Essen, Shopping) auswählen.

Ein babylonisches Sprachengewirr

Die zweite Kernfunktion von AWorld stellen die Challenges dar, also ganz konkrete Maßnahmen zum klimafreundlichen Verhalten im Alltag. Diese werden von verschiedenen Gruppierungen angeboten, wobei wir uns im Test auf das öffentlich zugängliche ACTNOW-Team beschränkt haben. Zahlreiche weitere Teams werden ebenfalls angezeigt, deren Herkunft und Anliegen sind dabei jedoch immer nicht eindeutig, da die Teambeschreibung fremdsprachig ist. Immer wieder begegneten uns aber auch bei den öffentlichen ACTNOW-Challenges englisch-, französisch- oder italienischsprachige Abschnitte innerhalb der mäßig gut ins Deutsche übertragenen Texte. Das bremste die Motivation zum Handeln zunächst etwas aus. Nach und nach stellte sich aber ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Oder anders gesagt: Man lernt, das Sprachenwirrwarr zu akzeptieren. 

Die im Wechsel "Challenges", "Handlungen" und "Zielhandlungen" benannten Maßnahmen werden in einer kalendarischen Übersicht festgehalten. In der Regel ist man dazu angehalten, diese mehrfach zu wiederholen. Dabei kann es sich um einfache Handgriffe wie das Zudrehen des Wasserhahns beim Zähneputzen oder anspruchsvollere Tätigkeiten wie dem Beitritt zu einer Umweltorganisation handeln. AWorld motiviert in den Challenges aber auch zu sozialem und kulturellem Engagement, beispielsweise zum Einsatz für mehr Gleichberechtigung und Vermeidung von Fake News. Klimaschutzrelevanten Challenges ist ein Wert zur CO2-Ersparnis zugeordnet, der bei Erfüllung der Aufgabe der persönlichen Emissionsbilanz gutgeschrieben wird.

Beispielhafte Screenshots von Funktionen der App AWORLD
(Quelle: Screenshots)

Ein im Umfeld der von uns getesteten Klimaschutz-Apps selten anzutreffendes Feature - Ausnahmen wie Klima-Taler bestätigen die Regel - ist ein Mobilitäts-Tracker, der basierend auf unseren Bewegungs- und Biodaten misst, auf welche Art wir uns gerade fortbewegen und daraus einen individuellen Emissionswert errechnet. Dafür ist es allerdings notwendig, AWorld dauerhaft den Zugriff auf dafür benötigte Personendaten zu erteilen. Zwar funktioniert der "Mobility Assistant" genannte Tracker erstaunlich gut und kann recht präzise zwischen der Fortbewegung per Fahrrad, Auto und zu Fuß unterscheiden, mit der Datenschutzbrille betrachten wir diese Funktion aber mit Skepsis. Und die Nutzung mobiler Daten ist ohnehin auch nicht eben klimafreundlich

Fazit

AWorld ist ein gelungenes und mit seinem immensen Funktionsumfang, den wir im Rahmen eines Testbeitrags nur in Teilen vermitteln können, sehr motivierendes Nachhaltigkeits-Angebot. Gerade diese große Vielfalt könnte Nutzer:innen, die noch keine Routine im Umgang mit Nachhaltigkeits-Apps haben, aber auch überfordern. Als kritikwürdig bewerten wir auch die teils fehlenden oder fehlerhaften Übersetzungen der deutschsprachigen App-Version. Wer mit diesen Makeln leben kann und auf unterhaltsame Weise erfahren möchte, warum "Fifo" kein Hundename sondern gut für die persönliche Klimabilanz ist, und in welche Jahreszeit der "Overshoot Day" (Erdüberlastungstag) fällt, sollte der App aber eine Chance geben.

Handhabung3 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation5 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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