Noch immer ist die Rechtslage im digitalen Bereich aus Sicht des Verbraucherschutzes unbefriedigend. Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Demnach fühlt sich knapp die Hälfte aller Menschen in Deutschland im Internet nicht sicher.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Knapp jede:r zweite Verbraucher:in fühlt sich in der digitalen Welt nicht gut geschützt. Das ergab eine forsa-Umfrage des vzbv.
- Die Hauptgründe für Beschwerden: untergeschobene Verträge, Fakeshops und manipulative Webseiten.
- 92 Prozent der Menschen bewerten Verbraucherschutz als wichtig für ihre persönliche Sicherheit.
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Darüber sorgen sich Verbraucher:innen am meisten
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus dem am 6. Juni 2024 veröffentlichten Verbraucherreport 2024 des vzbv: 49 Prozent aller Menschen fühlen sich im digitalen Umfeld nicht ausreichend geschützt. Dies betrifft Risiken und Gefahren durch
- Fakeshops,
- untergeschobene Verträge,
- manipulative Webseiten, sowie
- den nicht transparenten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).
Die repräsentative Umfrage bestätigt einen Trend. Bereits in den Vorjahren fühlten sich die Menschen in diesem Bereich am wenigsten geschützt, wie die Verbraucherreporte 2021 und 2023 zeigten.
Beschwerden über untergeschobene Verträge sprunghaft angestiegen
Insgesamt 92.000 Beschwerden wurden in den Verbraucherzentralen im Jahr 2023 im digitalen Bereich erfasst. Das entspricht einem Drittel aller bundesweit registrierten Beschwerdefälle. Besonders häufig waren Verbraucher:innen dabei von untergeschobenen Verträgen betroffen, beispielsweise für Internet, Mobilfunk und Festnetzanschlüsse. Fakeshops verbuchten insgesamt 7.000 Beschwerden. Das sind 43 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den stetig wachsenden Nutzungszahlen des Fakeshop-Finders der Verbraucherzentralen wider.
Auch weniger offensichtliche Betrugsmaschen im Internet sorgen für Unmut bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern: Manipulative Webseiten wollen Nutzer:innen zum schnelleren und teureren Onlineshopping verführen. 79 Prozent aller Befragten fühlen sich von Designs auf Online-Plattformen manipuliert, verwirrt oder ausgetrickst. "Die geltenden Regeln reichen nicht aus. Manipulative Designs müssen umfassend verboten werden", betont Ramona Pop, Vorständin des vzbv.
Künstliche Intelligenz: Wunsch nach mehr Regulierung
Die Digitalisierung und KI-Technologien hätten viel Potenzial, den Verbraucheralltag zu vereinfachen, so vzbv-Vorständin Pop weiter. Ihr Einsatz müsse aber verbindlich und verbraucherfreundlich reguliert werden. Dies bestätigen auch die Umfrageergebnisse: 92 Prozent der Teilnehmenden wünschen sich klare Regeln, um vor der Manipulation durch KI geschützt zu werden. In der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen befürchtet zudem jede:r Zweite (51 Prozent), zukünftig bei Kaufentscheidungen und Vertragsabschlüssen von KI-Technologien manipuliert zu werden. Über alle Altersgruppen hinweg sind es immerhin 44 Prozent.
KI ist bereits im Alltag der meisten Menschen in Deutschland angekommen. Mehr als die Hälfte haben schon Erfahrungen mit der Technologie gemacht, knapp ein Drittel nutzt sie regelmäßig. Entsprechend gibt es bereits europäische Regeln, die den Einsatz von KI regulieren. Diese sollten aber konsequenter verfolgt werden. "Die Bundesregierung muss jetzt die Spielräume für eine verbraucherfreundliche Umsetzung in Deutschland nutzen. Es braucht eine zentrale koordinierende Aufsicht", fordert Ramona Pop.
Verbraucherorganisationen bleiben unverzichtbar
Der ohnehin große Zuspruch, den die Verbraucherzentralen und andere Verbraucherschutzorganisationen erfahren, hat zuletzt noch einmal zugenommen. 92 Prozent aller Befragten bewerten Verbraucherschutz als eher wichtig oder sehr wichtig für die eigene Sicherheit. In der jungen Zielgruppe von 14 bis 29 Jahren beträgt dieser Anteil gar 95 Prozent. "Der Verbraucherreport 2024 zeigt: Verbraucherschutz ist für viele so wichtig wie nie", resümiert Ramona Pop.
Immerhin 73 Prozent aller Befragten geben an, Verbraucherorganisationen zu vertrauen. Und 82 Prozent sehen diese in der Verantwortung, die Interessen der Menschen zu schützen. Allerdings ist auch die Diskrepanz zwischen dem allgemeinen Vertrauen in Verbraucherschutzorganisationen und die Politik groß: So bewerten 84 Prozent der Befragten die Politik als gleichermaßen stark verantwortlich beim Verbraucherschutz. Das Vertrauen in Politiker:innen ist hingegen eher gering. Nur 24 Prozent bewerten es mit eher stark oder sehr stark. Auch dies entspricht dem Trend der Vorjahre.