Fertighaus aus den 70er Jahren

Stand:
Uns gehört ein Fertighaus aus den 70er Jahren. Wie bekommen wir den muffigen Geruch aus diesem Haus? Eine Raumluftmessung ergab, dass Holzschutzmittel in deutlicher Konzentration nachweisbar sind. Die Werte von Chloranisolen und Chlornaphtalinen erklären den muffigen Geruch.

Formaldehyd und PCP waren ebenfalls nachweisbar. Verschiedene Sanierungsfirmen waren schon vor Ort. Jede schlägt was anderes vor, je nach Eigeninteresse. Die einen raten zur Erneuerung der Außenfassade, die meisten zur Innensanierung mit Dampfsperrfolien. Sollen wir nur die Innenwände oder auch Decken und evtl. sogar Böden rausreißen? Dementsprechend schwankt der Preis. Wir sind sehr verunsichert und besorgt, weil demnächst unsere Tochter mit ihrem Kind einziehen wird.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • PCP im Hausstaub und in der Raumluft sollte die in der PCP-Richtlinie  genannten Grenzwerte auf keinen Fall überschreiten.
  • Für Formaldehyd gilt der Richtwert I des Umweltbundesamtes  von 0,1mg/m3.
  • Geben Sie ein Sanierungskonzept bei einem Sachverständigen in Auftrag, der unabhängig von Sanierungsunternehmen arbeitet.
  • Wenn Sie eine Sanierung in Auftrag geben, halten Sie die Sanierungsziele vertraglich fest.

Sie schreiben, dass neben Chloranisolen- und naphthalinen PCP (Pentachlorphenol) und Formaldehyd ebenfalls nachgewiesen wurden – die Frage ist in welchen Konzentrationen? Denn diese beiden Stoffe sind tatsächlich gesundheitsschädlich. Als Sofortmaßnahme sollten Sie verstärkt lüften und Staub regelmäßig entfernen (feucht wischen oder Staubsauger mit HEPA-Filter), um die Schadstoffkonzentrationen in den Räumen möglichst niedrig zu halten.

Nach DIN 68800 mussten von 1956 bis 1989 alle tragenden Holzbauteile mit Holzschutzmitteln behandelt werden. Die Zersetzung dieser Mittel ist heute oft für den muffigen Geruch in älteren Fertighäusern verantwortlich.

Um zu klären, welche Maßnahmen bei Ihrem Haus notwendig sind, sollten Sie sich von einem Sachverständigen für Gebäudeschadstoffe beraten lassen, welche Bauteile genau saniert werden müssen und welche Verfahren zielführend sind. Ohne Analysen der Baumaterialien lässt sich nicht beurteilen, welche Bauteile (Böden, Wände, Decken, Außenfassade) mit welchen Schadstoffen belastet sind und saniert werden müssen. Der Sachverständige kann für Sie ein Sanierungskonzept inklusive Sanierungszielen in Bezug auf typische Schadstoffe in älteren Fertighäusern wie PCP, Formaldehyd, Chloranisole und -naphthaline sowie Asbest formulieren, deren Einhaltung Sie mit dem Sanierungsunternehmen schriftlich vereinbaren sollten. Fragen sie auch nach den Kosten, um abzuwägen, ob sich eine Sanierung lohnt oder ein Abriss und Neubau billiger wäre.

Sachverständige finden Sie beispielsweise bei folgenden Verbänden:

Auf fast all diesen Internetseiten können Sie einen Experten nach Postleitzahl und Suchbegriff suchen. Wir empfehlen Ihnen, mehrere Angebote für ein Sanierungskonzept einzuholen.

Auch wenn Sie kein Sanierungskonzept erstellen lassen, sollten Sie auf folgende Punkte achten:

Wenn Sie ein Unternehmen mit der Sanierung beauftragen, fragen Sie nach

  • Nachweisen, dass die zur Sanierung eingesetzten Produkte schadstoffarm und emissionsgeprüft sind,
  • Langzeitreferenzen oder direkter Kontaktaufnahme mit zufriedenen Kunden, die vor einigen Jahren diese Sanierung haben durchführen lassen.

Halten Sie vertraglich als Sanierungsziel fest, dass für einen festgelegten Zeitraum oder dauerhaft Geruchsstoffe unterhalb der Wahrnehmungsschwelle und ggf. vorhandene Schadstoffe (einzeln namentlich benennen) unter ihrem jeweiligen Vorsorgerichtwert liegen müssen. Am besten lassen Sie sich alle (Werbe)versprechen der Baumaterialhersteller und des Sanierers auch im Vertrag zusichern.

Quellen:

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