Schadstoffarmer Montageschaum bzw. Bauschaum ohne Isocyanate gesucht

Stand:
Wir möchten in unserem Haus die Türen ersetzen und sind auf der Suche nach einer ökologischen Montage der Türzargen. Gerne würden wir auf Montageschaum verzichten bzw. ein möglichst emissionsarmes Produkt wählen.

Eine rein mechanische Befestigung kommt bei uns aufgrund der Maße nicht in Frage. Auf der Suche nach schadstoffgeprüftem Bauschaum fanden wir nur solche mit dem Emicode EC1Plus-Siegel. Es waren aber auch in diesen Produkten viele belastende Stoffe, wenn auch in geringerer Menge. Die wenigen isocyanatfreien Produkte, die wir gefunden haben, waren nur zum Dämmen/Füllen geeignet, aber nicht zum Montieren. Können Sie uns alternative Montage-Möglichkeiten für Türzargen nennen oder Montageschäume, die möglichst ökologisch sind? 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Montageschäume können nicht nur gesundheitsschädliche Isocyanate wie MDI enthalten sondern auch Flammschutzmittel (bestimmte halogenierte Organophosphate), die im Verdacht stehen, krebserzeugend zu wirken oder das Hormonsystem zu schädigen.
  • Auch bei isocyanatfreien oder -reduzierten Montageschäumen sollte man im Sicherheitsdatenblatt suchen, ob und welche gefährlichen Stoffe gelistet sind.
  • Dämmzöpfe aus pflanzlichen Fasern wie Hanf oder eine mechanische Befestigung der Türzarge sind im Hinblick auf Schadstoffe sicherer.
Off

Detaillierte Antwort:

Montageschaäume  werden auf der Basis von Polyurethan hergestellt, das aus Polyolen und Isocyanaten aufgebaut ist. Sie werden als Einkomponenten- oder Zweikomponenten-Schäume angeboten. Einkomponenten-Dosenschäume, bei denen die Reaktion zwischen Polyolen und Isocyanaten bereits erfolgt ist, sind auf dem Markt weit verbreitet. Dieses Prepolymer ist so modifiziert, dass es beim Aufschäumen mit der Luftfeuchtigkeit reagiert und dabei vernetzt und aushärtet. Bei Zweikomponenten-Schäumen reagieren Polyole und Isocyanate erst während der Anwendung miteinander.  

PUR (Polyurethan)-Montageschäume enthalten unter anderem Methylendi(phenylisocyanat) (MDI), die vermutlich beim Menschen Krebs erzeugen können. MDI können außerdem Haut- und schwere Augenreizungen verursachen und allergische Reaktionen  auslösen. Außerdem bestehen diese Montageschäume zu 5-25% aus Flammschutzmitteln. Häufig werden halogenierte Organophosphat-Flammschutzmittel von denen einige Vertreter krebserzeugend, nervensystem- oder fruchtbarkeitsschädigend eingestuft sind.

  1. Isocyanatfreie Schäume
    Isocyanatfreie Schäume ähneln in ihrer Zusammensetzung in Bezug auf Treibgase, Flammschutzmittel und anderen Zusatzstoffen (Additiven) herkömmlichen PU (Polyurethan)-Montageschäumen. Anstelle von Polyurethan-Prepolymeren mit MDI werden Verbindungen mit Silan-Endgruppen eingesetzt.
    Bestimmte gesundheitsschädliche Flammschutzmittel wie halogenierte Organophosphate können auch in diesen Schäumen enthalten sein.
  2. Dämmzöpfe, Faserdämmstoffe
    Beim Einbau von Tür und Fensterrahmen können die umlaufenden Hohlräume mit Faserdämmstoffen oder Dämmzöpfen beispielsweise aus Hanf oder Jute ausgestopft werden, sofern es sich nicht um Fugen mit Anforderungen an die Wärmedämmung handelt. Diese Methode wurde bis in die 1970er Jahre angewendet.
    Bei innen liegenden Zimmertüren sollte diese Alternative machbar sein.  Diese hat außerdem den Vorteil, dass sich später beim Rückbau die unterschiedlichen Baustoffe besser abtrennen lassen und nicht mit Bauschaum verunreinigt sind. 
  3. Dispersionsspritzkork
    Außerdem wird zur Montage lösemittelfreier Dispersionsspritzkork (Kork-Acryldispersion) angeboten. Auch hier sollte man  vorsorglich das Kapitel 3 "Gefährliche Stoffe" im Sicherheitsdatenblatt prüfen bzw. auf Siegel achten.
  4. Die mechanische Befestigung
    Es werden bereits mechanische Befestigungssysteme am Markt angeboten. Für diese bauschaumfreie Montageweise wurde eine Vergabegrundlage des Blauen Engels erstellt.

 

Quellen:

Dieser Beitrag ist Teil des kostenlosen Angebots "Schadstoffberatung - Sie fragen, wir antworten". Haben Sie auch eine Frage zu Schadstoffen in Haushalt, Kleidung oder einem bestimmten Produkt? Schreiben Sie uns!

Sitzsack und Gefahrensymbol Gesundheitsgefahr

Online-Schadstoffberatung: Sie fragen, wir antworten

Beantwortete Fragen zu Schadstoffen in Gebäuden, Bauprodukten, Inventar und vielen anderen Produkten – Stellen Sie unseren Expert:innen Ihre Frage!

Zuletzt gefragt

Raclette: Toter Wellensittich durch Beschichtung?

Wir haben einen Raclettegrill gekauft. Schon nach der ersten Benutzung (obwohl nicht unter Höchstleistung betrieben) löste sich stellenweise die Beschichtung in den Pfännchen und auf der Grillplatte.

Wasserspielzeug: Welche enthalten keine Schadstoffe?

Meine beiden Kinder (1 und 3 Jahre) baden und planschen so gerne. Jetzt habe ich aber von einer Studie gehört, dass Kinder mit Weichmachern belastet seien und mache mir Sorgen, ob das auch an aufblasbaren Planschbecken und Schwimmringen liegen könnte. Oft riechen die ja auch schon so chemisch.

Wasserenthärtungsanlage: Wird durch Einbau das Leitungswasser belastet?

Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus. Der Vermieter will jetzt zentral eine Wasserenthärtungsanlage installieren. Belasten die Salze nicht die Umwelt? Wie verändert sich dadurch die Qualität des Leitungswassers?

Leder mit Chrom VI: Wie gefährlich ist das?

Ich habe eine Warnmeldung gesehen, in der vor zu hohen Chrom-VI-Gehalt in Mädchensandalen gewarnt wurde. Was kann passieren, wenn man solche Sandalen trägt?

Asbest im Haus: Wie finde ich ein Testinstitut?

Wir haben eine Bestandsimmobilie von 1965 gekauft und in einem Zimmer ist auf dem Boden PVC verlegt. Die Platten lösen sich teilweise ab. Sie sind mit schwarzem Kleber verklebt. Wir möchten den Boden erneuern, sind uns aber nicht sicher, ob in dem Boden, Asbest enthalten ist.