Die Verpackung ist mit bunten Motiven bedruckt, als stamme sie aus einem Bilderbuch für Kinder. Da ich mich mit Chemikalien beruflich auskenne, bin ich stutzig geworden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Bei Gießharz oder Resin, das als Künstler oder Bastelbedarf angeboten wird, handelt es sich meistens um Epoxidharze, die auf Bisphenol A basieren.
- Bisphenol A und andere Bisphenole können das Hormonsystem schädigen und stehen unter anderem im Verdacht Fettleibigkeit, Diabetes oder Unfruchtbarkeit auszulösen.
- Dieses Produkt enthält laut Deklaration im Internet außerdem Tributylphosphat, das als vermutlich krebserzeugend eingestuft ist sowie flüchtige organische Verbindungen (VOC).
- Wer auf Gießharz nicht verzichten will, sollte die Anleitung und Sicherheitsvorkehrungen genau beachten und kein Kinderspielzeug und keine Schüsseln oder andere Gegenstände für den Lebensmittelkontakt daraus herstellen.
- Suchen Sie bei Bestellungen auf Plattformen wie Amazon unbedingt nach der Händleradresse. Bestellen Sie nicht, wenn der Standort, wie in diesem Fall, außerhalb der EU liegt.
Detaillierte Antwort:
Bei diesem Produkt handelt sich es sich laut Inhaltsstoffliste auf der Internetseite um ein 2-Komponenten Epoxidharz.
Gesundheitliche Bewertung der Inhaltsstoffe:
- Die eine Komponente enthält 64 % "Epoxidharz, CAS-Nr. 25068-38-6". Dahinter verbirgt sich ein Reaktionsgemisch aus BPA (Bisphenol A) und Epichlorhydrin. Das Produkt ist also nicht BPA-frei. BPA stört das menschliche Hormonsystem. Es steht im Verdacht Erkrankungen wie Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit oder Diabetes zu fördern.
- Hinter Hilfsmittel 1% verbirgt sich Tributylphosphat ("CAS-Nr 126-73-8"), eine Substanz, die als vermutlich krebserzeugend eingestuft wurde.
- Mit 11 % Benzylalkohol enthält das Produkt flüchtige organische Verbindungen (VOC).
- Als Vernetzungsmittel/Härter enthält es ein Reaktionsgemisch aus propoxylierten Propandiolen und Ammoniak, das schwere Hautverätzungen und Augenverletzungen hervorrufen kann.
Wir raten generell zu großer Vorsicht bei der Verwendung von Epoxidharzen, sei es zum Basteln oder auch im Baubereich, z.B. als "Steinteppich". In der Regel enthalten diese als „Resin“, „Epoxidharz“ oder „Gießharz“ bezeichneten Produkte BPA und/oder weitere Bisphenole, die das Hormonsystem schädigen können. Sogar im Hausstaub und im Urin von Kindern wurde BPA bereits nachgewiesen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schlug im Dezember 2021 vor, die tolerierbare tägliche Aufnahme von BPA weiter abzusenken. Grund dafür sind Tierversuchsstudien aus den Jahren 2013-2018, die zeigen, dass BPA das Immunsystem negativ beeinflussen und zur Entwicklung allergischer Entzündungsprozesse der Lunge führen kann.
Falls Sie trotzdem nicht auf Gießharz verzichten möchten, lassen Sie sich vor dem Kauf ein Sicherheitsdatenblatt geben. Sie können uns dieses gerne zur Bewertung zusenden. Falls Sie keines erhalten, verzichten Sie besser ganz auf das Produkt. Achtung: Gegenstände aus bisphenolhaltigem Epoxidharz sollten nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Sie sollten vorsorglich auch kein Kinderspielzeug daraus herstellen.
Keine Bestellungen bei Händlern mit Sitz außerhalb der EU
Was der Händlername "DecorRom DE" nicht vermuten lässt: Die Händleradresse befindet sich nach Angaben von Amazon in China.
Produkte, die direkt aus China bestellt werden, entsprechen nicht immer den europäischen gesetzlichen Anforderungen. Das volle Risiko trägt in solchen Fällen meist die Verbraucherin oder der Verbraucher.
Quellen
ECHA-Substanziformationen zu den auf der Packung angegebenen Inhaltsstoffen:
https://echa.europa.eu/substance-information/-/substanceinfo/100.105.541
https://echa.europa.eu/substance-information/-/substanceinfo/100.002.600
https://echa.europa.eu/substance-information/-/substanceinfo/100.106.746
https://echa.europa.eu/substance-information/-/substanceinfo/100.004.365
Bisphenole in Hausstaub:
https://www.nature.com/articles/jes201549.pdf
BPA im Urin von Kindern: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0048969720381468
EFSA zu BPA: https://www.efsa.europa.eu/en/news/bisphenol-efsa-draft-opinion-proposes-lowering-tolerable-daily-intake
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